Die Diskussion um die Stärkung der Künstlichen Intelligenz (KI) in Europa gewinnt zunehmend an Bedeutung. In einer gemeinsamen Erklärung fordern deutsche und französische Start-ups mehr Engagement für die Entwicklung von KI. Diese Initiative wird von den Verbänden France Digitale und dem European Startup Network unterstützt, die auf die Notwendigkeit der technologischen Souveränität Europas hinweisen. Vor dem Hintergrund der wachsenden Dominanz der KI-Giganten aus den USA und China, warnen sie vor einem potenziellen Rückstand für die europäischen Akteure.
Verena Pausder, die Vorsitzende des deutschen Startup-Verbands, hebt hervor, wie wichtig ein vereintes und entschlossenes Auftreten Europas in dieser Angelegenheit ist. Das vorgeschlagene Maßnahmenpaket zum Ausbau der KI-Kompetenz in Europa umfasst vier zentrale Punkte: Erstens, es wird gefordert, dass mehr Kapital von Großinvestoren zur Verfügung gestellt wird, um die Wachstumschancen von KI-Start-ups zu beschleunigen. Zweitens sollte ein pan-europäisches Programm ins Leben gerufen werden, um Gelder von Versicherern und Pensionsfonds zu mobilisieren.
Regulatorische Anpassungen und Infrastruktur
Zusätzlich streben die Verfasser der Erklärung an, die Regulierung im Unternehmensrecht, bei Steuern und im Arbeitsbereich anzugleichen, um Expansionen von KI-Firmen in Europa zu erleichtern. Drittens wird eine Erhöhung des Einsatzes von KI im öffentlichen Sektor sowie bei kleinen und mittleren Unternehmen gefordert. Die Regierungen der Mitgliedsstaaten sollten dabei als frühe Anwender von Innovationen auftreten.
Ein weiterer kritischer Punkt ist der Aufbau einer widerstandsfähigen digitalen Infrastruktur in Europa, die die Abhängigkeit von globalen Tech-Konzernen reduzieren soll. Dies wird als essenziell erachtet, um zukünftig eine Führungsrolle in neuen Technologien wie dem Quantencomputing einzunehmen. Gleichzeitig betonten die Verfasser die Notwendigkeit fairer Wettbewerbsbedingungen, um Monopole aufzuheben und systematische Nachteile für europäische Start-ups zu verringern.
Europäische Erfolgsmodelle und internationale Konkurrenz
Aktuell gibt es in Europa nur wenige führende KI-Player. Herausstechende Beispiele sind das französische Start-up Mistral AI, das sich auf Open-Source-Sprachmodelle spezialisiert hat, und das deutsche Unternehmen Aleph Alpha, das konkrete KI-Lösungen für Firmenkunden anbietet. Auch kleinere deutsche Firmen haben in spezialisierten Bereichen Erfolge erzielt, wie DeepL in Köln, bekannt für sein Übersetzungssystem, und Helsing in München, das KI-gestützte Lösungen für die Rüstungsindustrie entwickelt.
Ungeachtet dieser Erfolge droht jedoch ein wachsender Abstand zu den US-amerikanischen Wettbewerbern. Das US-Programm Stargate investiert beispielsweise 500 Milliarden Dollar in neue KI-Rechenzentren und fordert damit die Innovationskraft in Europa heraus. Zudem stellt das chinesische Start-up DeepSeek die Übermacht der amerikanischen Unternehmen in Frage, indem es kostengünstige KI-Modelle anbietet. Trotz dieser Herausforderungen sehen Experten dennoch Chancen für Europa, den Rückstand zu verringern.
EU-Initiativen zur Unterstützung von KI
Auf politischer Ebene hat die EU wichtige Schritte unternommen, um ein Ökosystem für fortschrittliche KI-Modelle aufzubauen. Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, hat sich aktiv für die Errichtung der ersten KI-Fabriken in Europa engagiert. Diese Fabriken erfordern eine Investition von 1,5 Milliarden Euro, wobei nationale und EU-Mittel kombiniert werden. Die EU finanziert die Hälfte dieses Betrages über das Programm „Digitales Europa“ sowie Horizont Europa, um AIF-Dienste zu unterstützen.
Die ausgewählten Standorte für diese KI-Fabriken beinhalten unter anderem das Supercomputing Centre in Barcelona, die Universität Linköping in Schweden und die Universität Stuttgart in Deutschland. Diese Initiativen zeigen, dass die europäischen Staaten erkannt haben, wie entscheidend die Forschungs- und Entwicklungslandschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist.