Die Supermarktlandschaft in Deutschland durchläuft derzeit bedeutende Änderungen in der Kundenbindung. Große Einzelhändler wie Rewe und Edeka reagieren auf die erhöhten Erwartungen der Verbraucher an Bonusprogramme. Während Rewe vor kurzem seine Zusammenarbeit mit dem beliebten Bonusprogramm Payback beendete, hat Edeka in vielen seiner Filialen die Teilnahme am Programm angekündigt. Doch nicht alle Edeka-Filialen folgen diesem Trend. Die Edeka-Filiale am Steinsweg 14 in Dortmund hat sich beispielsweise bewusst gegen Payback entschieden.
Filialleiter Christian Pelzer, 64 Jahre alt, begründet diese Entscheidung mit den finanziellen Belastungen, die das Programm mit sich bringen würde. Er erklärt, dass die Teilnahme am Payback-Programm jährlich zwischen 50.000 und 100.000 Euro kosten könnte. Diese Summe sieht er als potenzielle Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität seines kleinen Geschäfts, in dem er 40 Angestellte beschäftigt. Pelzer möchte keine Arbeitsplätze einsparen und priorisiert die Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern und Kunden.
Payback und Wettbewerbsdruck
Am 30. Dezember 2024 hat Rewe seine Zusammenarbeit mit Payback beendet und ein eigenes Kundenbindungsprogramm, den „Rewe Bonus“, eingeführt. Um Kunden über diesen Wechsel zu informieren, haben die Mitarbeitenden der Rewe- und Penny-Filialen umfangreiche Vorbereitungen getroffen. An Eingängen, Kassen und Regalen hängen Hinweistafeln, die das neue System erklären und Rabatte schmackhaft machen. Abgesehen von Edeka haben auch Konkurrenten wie Aldi und Lidl eigene Programme lanciert, um den Werbedruck und die Kundenbindung zu intensivieren.
Edeka hingegen plant, ab dem 2. Januar 2025 Payback-Punkte anzubieten. Dazu können Kunden mit Coupons das 15-fache an Punkten sammeln. Allerdings zeigt Pelzer auf, dass die einheitliche Edeka-Werbung zu Missverständnissen führt, da nicht alle Filialen Teil des Programms sind. Diese Unsicherheit hat bereits dazu geführt, dass er Kunden verloren hat, was die soziale Verantwortung seines Unternehmens zusätzlich belastet.
Die Risiken von Bonusprogrammen
Die aktuellen Entwicklungen machen deutlich, dass die in der Branche vorherrschenden Loyalitätsprogramme sowohl Chancen als auch Risiken bergen. Datenschützer warnen vor den potenziellen Gefahren solcher Programme, die umfangreiche Daten über das Einkaufsverhalten der Verbraucher sammeln. Laut KPMG sind diese Programme weit verbreitet, können jedoch für Händler kostenintensiv werden und müssen sorgfältig evaluiert werden, um den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden.
Pelzer, der Bestrebungen hat, die sozialen Interessen seiner Stammkunden zu wahren, hält trotz finanzieller Defizite an seinem Lieferservice fest. „Ich möchte vermeiden, in eine Situation zu geraten, in der ich finanzielle Hilfe benötige“, sagt Pelzer und zeigt damit seine klare Haltung nicht nur zur Kundenbindung, sondern auch zur Verantwortung gegenüber seiner Belegschaft und den Bewohnern des Viertels.
Die zukunftsgerichtete Frage in einem so dynamischen Markt bleibt, wie sich die unterschiedlichen Ansätze der Wettbewerber auf die Loyalität der Kunden auswirken werden, insbesondere im Kontext dieser grabenkriegerischen Rabatt- und Bonusstrategien.