Der Eigenanteil für Pflegebedürftige in Nordrhein-Westfalen (NRW) zeigt einen besorgniserregenden Anstieg. So klettert der monatliche Eigenanteil innerhalb eines Jahres von 3.043 Euro auf 3.312 Euro, wie n-tv.de berichtet. Damit liegt Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern auf einem der höchsten Kostenlevel für Pflegeheimplätze. Lediglich Bremen und das Saarland erheben höhere Eigenanteile. Zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 2.984 Euro.
Dieser Eigenanteil setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die neben Pflege und Betreuung auch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionen umfassen. Ein weiterer Bericht des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) zeigt, dass der durchschnittliche Eigenanteil im ersten Aufenthaltsjahr sogar bei 3.200 Euro liegt, was einen Anstieg um 259 Euro im Vergleich zum Juli 2023 darstellt. Auch für die folgenden Jahre müssen die Bewohner mit steigenden Eigenanteilen rechnen.
Anstieg der Eigenanteile über die Jahre
Die Auswertung des vdek beleuchtet die Entwicklung des Eigenanteils über einen längeren Zeitraum. So beträgt der Eigenanteil im zweiten Aufenthaltsjahr 2.957 Euro, im dritten 2.632 Euro und ab dem vierten Jahr konstant 2.226 Euro. Diese Erhöhungen spiegeln nicht nur die steigenden Lebenshaltungskosten wider, sondern auch die Notwendigkeit, dass die Pflegekassen ihre Zuschüsse anpassen müssen, um die Belastungen für die Pflegebedürftigen zu verringern. Der vdek fordert daher dringend politische Reformen zur Begrenzung der Eigenbeteiligung.
Ein detaillierter Blick auf die Kostenstruktur zeigt, dass etwa 1.215 Euro pro Monat für Unterkunft und Verpflegung, 605 Euro für Investitionskosten und 1.624 Euro für den einrichtungseinheitlichen Eigenanteil anfallen. Zukünftige Zuschüsse von Pflegekassen steigen ebenfalls, abhängig von der Aufenthaltsdauer im Pflegeheim.
Politischer Handlungsbedarf und Reformen
Im Kontext der steigenden Eigenanteile wird auch ein dringender Reformbedarf deutlich. Der vdek appelliert an die politischen Parteien, ihre Wahlversprechen zur Bezahlbarkeit der Pflege einzuhalten und fordert eine ausreichende Finanzierung durch die Bundesländer, um den Bau und die Instandhaltung von Pflegeheimen sicherzustellen. Zudem wird eine Übernahme der Ausbildungskosten für Pflegekräfte durch den Staat diskutiert, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen.
Um die Herausforderungen in der Pflege langfristig anzugehen, hat die Bundesregierung das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG) auf den Weg gebracht. Gemäß diesem Gesetz soll bis zum 31. Mai 2024 ein Bericht zur finanziellen Stabilität der sozialen Pflegeversicherung (SPV) vorgelegt werden. Ziel ist es, Empfehlungen zur dauerhaft stabilen Finanzierung zu erarbeiten. Informationen aus den Anlagen des Berichts verdeutlichen, wie sich die Finanzsituation bis 2060 entwickeln könnte, und bieten eine Grundlage für die Diskussion über notwendige Reformmaßnahmen. Hierbei wird auch auf die Ergebnisse aus Expertenanhörungen verwiesen, die Ende des vergangenen Jahres und Anfang 2024 stattfanden, und die sich intensiv mit den Herausforderungen der sozialen Pflegeversicherung auseinandersetzten, wie vom Bundesgesundheitsministerium erläutert.