Der Ausbau des Kölner S-Bahnnetzes steht vor einer ernsthaften Herausforderung, nachdem die Deutsche Bahn den Zeitplan für den Austausch von über 100 Jahre alten Brücken im Raum Köln gestoppt hat. Dies hat zur Folge, dass Infrastruktur- und Streckensanierungen in der Region neu eingetaktet werden müssen. Kritiker befürchten, dass die Fortschritte beim S-Bahn-Ausbau erheblich verzögert werden könnten, da die Fortführung der Arbeiten derzeit unklar bleibt. Grund für die Verzögerung sind die umfangreichen Generalsanierungen im Hochleistungsnetz, die mit dem Umbau der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim ab Juli 2024 beginnen sollen, und die bis 2030 geplanten bundesweiten Sanierungen von 40 Streckenabschnitten, mit insgesamt 4000 Kilometer voller Sperrung. Hierbei sind insbesondere die wichtigen Korridore Köln-Aachen, Köln-Bonn-Koblenz sowie Köln-Wuppertal-Hagen betroffen, wie ksta.de berichtet.
Aktuell ruht der Austausch von vier Eisenbahnbrücken zwischen Köln-Messe/Deutz und der Lanxess-Arena auf unbestimmte Zeit, was ein Investitionsvolumen von etwa 100 Millionen Euro umfasst. Bisher wurde lediglich eine Brücke im April 2021 erneuert. Diese Brücken sind sowohl technische Herausforderungen als auch historische Monumente, deren Stahlbogenkonstruktionen über 100 Jahre alt sind und eine zu niedrige Durchfahrtshöhe aufweisen. Die Sanierung der Westspange zwischen dem Kölner Hauptbahnhof und Hürth-Kalscheuren bleibt ebenfalls unklar und könnte das gesamte S-Bahn-Projekt weiter in Gefahr bringen.
Herausforderungen beim S-Bahn-Ausbau
Dem Zweckverband go.Rheinland zufolge könnte das gesamte Projekt möglicherweise auf der Kippe stehen. Geschäftsführer Norbert Reinkober hat bereits Bedenken hinsichtlich der Verzögerungen und der möglichen Finanzierungsprobleme geäußert. Das Hauptziel des S-Bahn-Ausbaus besteht darin, künftig 24 Züge pro Stunde und Richtung zwischen Köln-West und Hürth-Kalscheuren zu ermöglichen. Die Trennung von S-Bahn, Fernzügen, Regionalbahnen und Güterzügen spielt hierbei eine entscheidende Rolle, um die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des öffentlichen Nahverkehrs zu verbessern. Der neue S-Bahn-Wagen S 6, der zwischen Leverkusen, Köln, Pulheim und Mönchengladbach pendeln soll, ist bereits in Planung, mit einem Probebetrieb, der für 2029 angedacht ist.
Eine erfreuliche Nachricht ist jedoch der offizielle Startschuss für den Ausbau der Strecke zwischen Köln und Mönchengladbach. Bund und Deutsche Bahn haben eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet, die über 200 Millionen Euro aus Bundesmitteln bereitstellt. Diese Mittel sind für den Bau eines zusätzlichen Gleises, neuer Stationen und moderner Signaltechnik bestimmt, was den Betrieb der Linie S6 im 20-Minuten-Takt von Essen über Köln-Ehrenfeld bis nach Grevenbroich unterstützen soll, wie bahnknoten-koeln.deutschebahn.com vermeldet.
Langfristige Investitionen in die Infrastruktur
Die Deutsche Bahn plant im Rahmen des Konzernsanierungsprogramms „S3“ bis 2027 die Investition von 53 Milliarden Euro zur Verbesserung der Schieneninfrastruktur. Ein erheblicher Teil dieser Mittel – rund 8 Milliarden Euro – ist für Generalsanierungen vorgesehen, wobei in der Intensivierung der klassischen Instandhaltung die Ausgaben fast verdoppelt werden sollen. Das Augenmerk liegt auf den bestehenden Hochleistungskorridoren und der Modernisierung im Flächennetz, um die Zuverlässigkeit des gesamten Systems zu garantieren. Die finanziellen Aufwendungen sollen auch zur Ablösung von überholten Stellwerken und zur digitalen Aufrüstung der Schiene beitragen, was die Effizienz der Bahnverkehre zusätzlich steigern wird, wie deutschebahn.com unterstreicht.
Insgesamt stehen die Zeichen für den Kölner S-Bahn-Ausbau auf ungewiss. Während neue Investments und Planungen Fortschritte versprechen, müssen bestehende Infrastrukturprobleme und finanzielle Herausforderungen gelöst werden, um die ambitionierten Ziele tatsächlich zu erreichen.