Am Dienstagmittag wurde die Aula der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg in einen lebendigen Karnevalssaal verwandelt. Die bekannte Band „Die Räuber“ trat auf, und zahlreiche Schülerinnen und Schüler sangen begeistert mit. Viele der Kinder haben einen Migrationshintergrund und sprechen oft kein Deutsch zu Hause. Um diese Kinder in die kölsche Tradition einzuführen, engagiert sich Lehrerin Sara Wiedemann aktiv für die Integration.
Vor der Veranstaltung wurde die Mensa der Schule in einen Bastelsaal umgestaltet, in dem die Schülerinnen und Schüler kreative Karnevalskostüme entwerfen konnten. Am bevorstehenden Karnevalssonntag werden etwa 60 Kinder im großen Festzug teilnehmen. Die Teilnahme ist kostenlos und wird von der Sparkasse sowie einem Mitglied der Roten Funken gesponsert. Das Motto der Gruppe lautet: „Mir dräume nit nur von bröcke, mir baue se Stund um Stund – dann künne mer drövver jöcke und unser Schul weed bunt“.
Kreative Kostüme und positive Integrationsbemühungen
Die Kostüme sind inspiriert von bunten Holzsteinen, was die Phantasie der Kinder anregte. Schüler Taha äußerte sich positiv über die unterschiedlichen Brücken, die sie gebastelt haben. Lehrerinnen und Lehrer schilderten eine durchweg positive Erfahrung in der Integration der Kinder durch dieses Projekt. Die Altstädter und die Räuber erklärten den Kindern nicht nur das Brauchtum des Karnevals, sondern auch, was es mit dem Begriff „Kamelle“ auf sich hat. Weitere Aspekte der kölschen Kultur wurden spielerisch vermittelt.
Im Abschlussstatement der Veranstaltung veranstalteten die Altstädter einen Klatschmarsch und warfen Kamelle ins Publikum. Peter Filter und Sven West betonten die Bedeutung von Zusammenhalt und Lebensfreude, die der Karneval verkörpert. Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren kontinuierlichen Projekts zur Förderung der Integration in der Stadt.
Integration durch Karneval
Der Kölner Karneval spielt nicht nur für Einheimische eine zentrale Rolle, sondern bietet auch Flüchtlingen die Möglichkeit, sich zu integrieren. Im Rahmen der Initiative „Willkommen in der Moselstraße“ nahmen rund 50 Flüchtlinge aus Eritrea, Nigeria, Ghana, Somalia und Bangladesch am diesjährigen Karnevalszug teil. Die Kostüme, die sie trugen, wurden in den traditionellen Farben gelb, grün und rot gestaltet und vom Festkomitee des Kölner Karnevals bereitgestellt.
Zusätzlich wurden die Kamelle, die während des Zuges geworfen wurden, von Politikern der Grünen und SPD gespendet. Die Veranstaltung zeigt, dass der Karneval als Plattform genutzt werden kann, um positive Reaktionen für Integration und Vielfalt zu fördern. Während des Zuges tanzten die Flüchtlinge, die sich mit eigenen Tänzen und Rhythmen lebendig ins Geschehen einbrachten, was zu einem bunten und multikulturellen Erlebnis führte.
Die Initiative plant darüber hinaus, ein afrikanisches Kulturfestival zu organisieren, um die Vermischung von Ethnien zu fördern und die integrative Kulturarbeit über den Karneval hinaus zu stärken. Diese positiven Entwicklungen innerhalb der Karnevalsbewegung verdeutlichen, dass der Karneval mehr ist als ein Fest: Er ist ein Raum für Begegnungen und den Austausch verschiedener kultureller Identitäten.
Kulturelle Sensibilität im Karneval
Obwohl der Kölner Karneval ein Fest der Freude und Farben ist, gibt es auch kritische Stimmen, die auf die Herausforderungen des Alltagsrassismus und die Notwendigkeit einer inklusiveren Gesellschaft hinweisen. Fragen zur kulturellen Sensibilität und die Kritik an der Verwendung von Stereotypen und Klischees in Kostümierungen wird häufig thematisiert. So wird etwa darauf hingewiesen, dass kostümiertes Darstellen anderer Kulturen für die Betroffenen schmerzhaft sein kann.
In diesem Kontext appellieren Stimmen aus der öffentlichen Debatte, einschließlich der Kolumne „Mein Senf“, zur Entwicklung von Respekt und Sensibilität bezüglich der Authentizität anderer Kulturen. Der Karneval sollte auch eine Plattform für Empathie und Toleranz sein, anstatt oberflächliche Darstellungen kultureller Vielfalt zu fördern. Der Aufruf zur Pause bei kultureller Aneignung ist ein eindringlicher Wunsch der Kritiker, um die integrativen und positiven Aspekte des Festes zu betonen.