Am 11. Februar 2025 blickt Deutschland auf die anhaltenden Herausforderungen im Bereich der sozialen Sicherheit und Integration von Arbeitsuchenden. Die Einführung des Bürgergelds am 1. Januar 2023 hat grundlegende Veränderungen in der Sozialgesetzgebung mit sich gebracht. Damit wurde das vorherige Hartz IV-System ersetzt und als Ziel die Stärkung des Sozialstaates formuliert. Doch trotz dieser Reform erscheint die Bilanz nach über einem Jahr gemischt.
Der Arbeits- und Fachkräftemangel in zahlreichen Branchen verstärkt die Dringlichkeit, Arbeitssuchende effektiv in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Trotz der durch das Bürgergeld angestrebten Verbesserungen ist der Anteil erwerbstätiger Grundsicherungsempfänger auf ein historisches Tief von 20,3% gesunken, dem niedrigsten Niveau seit 2007. Dies deutet darauf hin, dass das Bürgergeld nicht als Allheilmittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit fungiert. Die Zahl der erwerbsfähigen Bürgergeldempfänger stieg auf einen Höchstwert von über 4 Millionen im April 2024, was eine Erhöhung um 1,82 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Volle Unterstützung durch Jobcoaches
Um besser auf die Bedürfnisse von Bürgergeldempfängern einzugehen, wurde im Mai 2024 das Projekt Jobcoach24+ ins Leben gerufen. Dieses Programm bietet individuelle und umfassende Unterstützung für arbeitsuchende Bürgergeldbezieher. Jobcoaches helfen nicht nur bei Bewerbungen, sondern auch bei der Suche nach Praktikumsplätzen, Qualifizierungsmaßnahmen und Wohnmöglichkeiten. Ein Beispiel für den Erfolg dieses Projekts ist Mazgin Ozman aus Syrien, der durch die Unterstützung von Dr. Hanan Hashem einen Praktikumsplatz im Rettungsdienst erhielt.
Jobcoach24+ ist eines von 23 regionalen Projekten in Rheinland-Pfalz, das von dem Land und lokalen Jobcentern finanziert wird. Die Initiative verfolgt das Ziel, Arbeitssuchende mit Unternehmen zusammenzubringen und offene Stellen zu besetzen. Diese Ansätze könnten entscheidend sein, um den negativen Trends auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, insbesondere angesichts der aktuellen Herausforderungen wie einem Anstieg der Arbeitslosigkeit.
Rückblick auf die Reform und kritische Stimmen
Die Bürgergeldreform brachte eine Reihe von neuen Regelungen, die darauf abzielten, die Grundsicherung zu erhöhen und die Sanktionspraxis zu entschärfen. Kritiker argumentieren jedoch, dass trotz dieser Verbesserungen zentrale Ziele der Reform nicht erreicht wurden. Die Integration von Arbeitsuchenden in den Arbeitsmarkt ist eingebrochen, und die Zahl der Jobaufnahmen von arbeitslosen Grundsicherungsempfängern ist um knapp 6 % gesunken. Ein Grund hierfür könnte die vorübergehende Aufhebung von Sanktionen vor der Einführung des Bürgergeldes sein, was möglicherweise dazu führte, dass weniger Menschen aktiv nach Beschäftigung suchten.
Die Bundesregierung hat mittlerweile die Sanktionen verschärft, was zwar die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Grundsicherungsempfänger Jobs annehmen, jedoch auch Bedenken hinsichtlich der Qualität der Beschäftigung aufwirft. Fachleute wie Enzo Weber vom IAB warnen vor einem ‚Mismatch‘ bei Qualifikationen und betonen, dass der Wirtschaftsabschwung und andere Faktoren die Vermittlung erschweren. Die Umstellung auf das Bürgergeld hat zudem zu weniger Kontrollen gegen Schwarzarbeit geführt und die Aufnahme von Trainingsmaßnahmen stagniert.
Während die Reform eigentlich darauf abzielte, den Sozialstaat zu modernisieren, gibt es Anzeichen, dass das Vertrauen vieler Bürger in das System schwindet. Trotz der Erhöhung des Bürgergeldes zum 1. Januar 2024, um Familien zu unterstützen, bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen die dringend benötigten Anreize zur Arbeitsaufnahme schaffen werden. Viele beobachten gespannt, wie sich die Situation im kommenden Jahr entwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die vorherrschenden Herausforderungen anzugehen.