Im Vorfeld der Berlinale 2025, die vom 13. bis 23. Februar stattfinden wird, äußert sich der US-Regisseur Todd Haynes besorgt über die gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen einer möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump. In einem Interview mit dem 3sat-Magazin «Kulturzeit» beschreibt Haynes die gegenwärtige Lage in den USA als schockierend und stellt die Frage, wie Trump erneut ins Amt gewählt werden konnte. Diese Gedanken äußert er als Präsident der Wettbewerbs-Jury der Berlinale, ein Festival, das für seine politischen und gesellschaftlichen Themen bekannt ist.
Haynes, berühmt für Filme, die kritisch mit Geschlechteridentität umgehen, verweist auf besorgniserregende „faschistische, autokratische“ Tendenzen in der Gesellschaft. Er bringt die Befürchtung zum Ausdruck, dass die Kultur oft unvorbereitet auf radikale, repressive Bewegungen reagiert. Dabei zieht er Parallelen zur europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, um die Gefahren solcher Entwicklungen aufzuzeigen. Die Amerikaner seien schlecht vorbereitet, um mit diesen Herausforderungen umzugehen, so Haynes.
Berlinale Talents 2025: Ein Spiegel gesellschaftlicher Themen
Im Rahmen der Berlinale gibt es auch die Berlinale Talents, die 2023 unter dem Motto „Listen Courageously – Cinematic Narratives in Times of Dissonance“ steht. Das Programm lädt das Publikum ein, aktiv teilzunehmen und neue Ideen zu erkunden. Es umfasst 14 öffentliche Gespräche sowie ein umfangreiches Seminar für 200 eingeladene Talente. Das Ziel ist, Vielfalt in Geschichten zu fördern und das Verständnis unter Kinoliebhabern zu erweitern. Todd Haynes wird dort seine Karriere und die Bedeutung des Zuhörens thematisieren.
International renommierte Gäste, darunter der Inuk-Filmemacher Zacharias Kunuk, werden ebenfalls sprechen. Kunuk wird die Bedeutung von Sprache und Repräsentation im indigenen Kino diskutieren. In weiteren Veranstaltungen werden visuelle Erzähltechniken behandelt, indem Experten wie Bina Daigeler und Inbal Weinberg ihre Erfahrungen teilen. Auch die Darstellung von Stimmen aus Kriegsgebieten wird durch die Sounddesignerin Rana Eid thematisiert.
Die Rolle des Films in der Gesellschaft
Filmfestivals wie die Berlinale sind mehr als nur Plattformen für Unterhaltung; sie spiegeln gesellschaftliche Themen und Konflikte wider. So haben Filme, die auf Festivals gezeigt werden, oft tiefgreifende gesellschaftliche Anliegen, die sie zur Diskussion bringen. Die Berlinale hat sich in der Vergangenheit als politisch engagiertes Festival profiliert, mit Filmen, die Menschenrechte, Klimawandel und Migration thematisieren. Diese Festivals ziehen nicht nur Medienaufmerksamkeit an, sondern sind auch ein Ort, an dem Filmemacher politische Statements setzen können, ähnlich wie Cate Blanchett 2018 mit ihrem Appell gegen Ungleichheit in der Filmbranche.
Beispiele für Filme, die gesellschaftliche Debatten anregen, sind unter anderem „Parasite“, das die soziale Ungleichheit behandelt, oder „12 Years a Slave“, das eine Diskussion über Rassismus in den USA auslöste. Filmfestivals fördern somit nicht nur die Kunst, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion und zeigen, dass Filme mehr als nur Unterhaltung sind.