Am Samstagnachmittag versammelten sich über tausend Menschen auf dem Hanauer Marktplatz, um den Opfern des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 zu gedenken. Anlässlich des fünften Jahrestages fand die Demonstration unter dem Motto „Erinnern heißt verändern“ statt. Organisiert wurde sie vom Jugendbündnis Remember Hanau, das mit dieser Aktion jährlich an die Geschehnisse erinnern möchte.
Berrin Sezigen von der DIDF Jugend Hanau unterstrich in ihrer Rede die nationale und internationale Tragweite der Tragödie. Die Opfer des Anschlags seien mehr als nur Namen; sie waren Teil von Familien und Freundeskreisen. Ihr Andenken muss aufrechterhalten werden, um die Dringlichkeit des Kampfes gegen Rassismus zu verdeutlichen. Es wurde scharf kritisiert, dass die Aufklärung des Anschlags ungenügend erfolgt sei und dass strukturelle Probleme, die Rassismus begünstigen, weiterhin bestehen.
Kritik und Forderungen
Die Organisatoren forderten eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse sowie staatliche Verantwortung und tiefgreifende politische Veränderungen. Zehntausende Menschen wurden dabei während der Veranstaltung in ihren Forderungen unterstützt, darunter zahlreiche junge Menschen aus Hanau und Umgebung. Die Demonstration verlief friedlich und ohne Zwischenfälle, was die verantwortlichen Sicherheitskräfte als positiv werteten.
Veranstalter Eren Okcu betonte die Notwendigkeit struktureller Veränderungen und wies darauf hin, dass es in der aktuellen Debatte nicht nur um Rassismus gehe, sondern auch um andere gesellschaftliche Angriffe. Plakate und Banner erinnerten an die Gesichter und Namen der Opfer, die hierarchisch Opfer eines brutalen, rassistisch motivierten Verbrechens wurden.
Feierlichkeiten und Gedenkveranstaltungen
Am Sonntag folgte ein Gottesdienst anlässlich des Jahrestages, geleitet von Bischöfin Beate Hofmann. Zudem sind am 19. Februar bundesweit dezentrale Gedenkveranstaltungen geplant, um das Gedenken lebendig zu halten und das Bewusstsein zu schärfen. Eine offizielle Gedenkveranstaltung wird zudem im Congress Park Hanau stattfinden, bei der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anwesend sein wird.
Weitere Gedenkveranstaltungen sind in anderen Städten organisiert, so auch eine Gedenk-Demo in Darmstadt und ein Gedenkgottesdienst des evangelischen Kirchenkreises Hanau. Diese Aktionen und Veranstaltungen sind Teil eines breiteren Engagements, das an die Mahnung erinnert, gegen Diskriminierung einzutreten und sich für die Menschenrechte einzusetzen, was auch die Bedeutung von Gedenkorten und historisch-politischer Bildung unterstreicht.
Die Erinnerungsarbeit an die Opfer des Nationalsozialismus und der Gedenktag am 27. Januar zeigen, dass Gedenken nicht nur eine Pflicht ist, sondern auch ein Aufruf zur Wachsamkeit gegen angreifende Strömungen, die die Würde und Rechte aller Menschen in Frage stellen. Das Grundgesetz bietet Mittel, um Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen, und der Aufruf zur Solidarität über parteipolitische Differenzen hinweg bleibt von zentraler Bedeutung.