Der Kommandeur des Feldheeres der Bundeswehr, General Harald Gante, hat eindringlich darauf hingewiesen, dass eine glaubhafte militärische Abschreckung unerlässlich für die Sicherheit Europas ist. In Anbetracht der sich zuspitzenden Lage durch die militärischen Aktivitäten von Russland und Weißrussland stehen sowohl die Bundeswehr als auch ihre NATO-Partner vor bedeutenden Herausforderungen. Gante betont die Notwendigkeit, die militärischen Kapazitäten Deutschlands weiter auszubauen und dabei die aktuellen Bedrohungen durch Russland und seine Alliierten genau zu beobachten und zu analysieren. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass der ukrainische Präsident Selenskyj vor einer großangelegten Verlegung russischer Truppen nach Belarus gewarnt hat, die unter dem Vorwand von Militärübungen erfolgt.
Der General führt die drei Divisionen des Deutschen Heeres und hat die Verantwortung für die Planung einer neuen Heimatschutzdivision, die darauf abzielt, die Infrastruktur sowie den Truppenaufmarsch in Deutschland zu sichern. Ein zentraler Punkt der strategischen Planung ist die Verlegung der 10. Panzerdivision nach Litauen. Diese Division soll im Rahmen der NATO als kriegstüchtige Kampftruppendivision bereitstehen.
Aufbau der Kapazitäten und Wehrpflicht
Deutschland hat bereits begonnen, eine Brigade in Litauen fest zu stationieren, um den Verpflichtungen innerhalb der NATO nachzukommen. Gante bekräftigt, dass die Bundeswehr alle NATO-Zusagen einhalten wird, auch im Hinblick auf die Division 2025. Dennoch erkennt er bestehende Lücken, insbesondere in der Flugabwehr, die dringend geschlossen werden müssen. Verträge zur Beschaffung neuer Flugabwehrsysteme sind unterzeichnet, der Produktionsstart steht bevor. Dennoch werden die Fähigkeiten nicht über Nacht wiederhergestellt, und es bedarf umfangreicher Schulungen, um die notwendigen Kenntnisse zu erlernen.
In dieser Situation wird auch eine Diskussion über einen neuen Wehrdienst laut, da der Bedarf an zusätzlichen Unterkünften für Soldaten steigt. Im laufenden Jahr ist die Bundeswehr in der Lage, 2.500 zusätzliche Soldaten auszubilden, und im kommenden Jahr könnte diese Zahl weiter steigen. Allerdings stößt die Infrastruktur an ihre Grenzen, was General Gante dazu veranlasst, zu betonen, dass das Problem nicht bei den Ausbildern, sondern eher bei der Unterbringung der Soldaten liegt.
Die Rolle der Abschreckung
General Gante ist überzeugt, dass die Bundeswehr nicht allein auf Freiwilligkeit beim Wehrdienst setzen kann. Vielmehr ist die Rekrutierung von Wehrpflichtigen notwendig, um den anstehenden zusätzlichen Aufgaben gerecht zu werden. Die Lage in Europa erfordert eine solide Vorbereitung und zeigt einmal mehr, wie wichtig eine glaubhafte abschreckende Militärpräsenz ist, um Russland von weiteren Aggressionen abzuhalten. Dabei wird die Notwendigkeit einer umfassenden Verteidigungsstrategie, die sowohl aktive als auch passive Komponenten der Abschreckung umfasst, immer deutlicher.
Die Perspektiven der Bundeswehr und der NATO stehen also im Kontext eines sich verändernden sicherheitspolitischen Umfelds. Wie General Gante festgestellt hat, sind die nächsten Schritte zur Stärkung der Verteidigungskapazitäten entscheidend für die Sicherheit und Stabilität in Europa.