Im Alter wird das Hören für viele Menschen zu einer Herausforderung. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leidet etwa 25 Prozent der über 60-Jährigen unter Hörverlust. Dies kann von leichtem Hörverlust bis zur kompletten Gehörlosigkeit reichen. Besonders betroffen sind die älteren Menschen, bei denen der Zusammenhang zwischen Hörverlust und weiteren gesundheitlichen Problemen, wie Demenz, zunehmend in den Fokus rückt. Im Märkischen Kreis wurden im Jahr 2023 1731 AOK-Versicherte mit einem Hörgerät versorgt, was auf die steigende Notwendigkeit hinweist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Lärm stellt einen wesentlichen Risikofaktor für die Entwicklung von Schwerhörigkeit dar. Insbesondere laute Musik über Kopfhörer und andere exogene Faktoren wie Rauchen und Übergewicht spielen eine Rolle. Dirk Schneider, AOK Serviceregionsleiter, betont die Wichtigkeit des Gehörschutzes vor solchen Lärmquellen. Da das Gehör ständig aktiv ist, können Betroffene nur schwer dem Lärm entkommen. Beeinträchtigungen der Hörfähigkeit sind oft schleichend und zeigen sich zunächst im hohen Frequenzbereich. Ältere Menschen haben zunehmend Schwierigkeiten, Stimmen von Frauen und Kindern zu verstehen und hören oft selbst Vogelgezwitscher nicht mehr.
Die Verbindung zwischen Hörverlust und Demenz
Altersschwerhörigkeit gilt als der größte beeinflussbare Risikofaktor für Demenz. Eine Studie der Universität Leipzig begleitete über 3.500 Teilnehmer über einen Zeitraum von 20 Jahren und stellte fest, dass etwa 25 Prozent der Teilnehmer, die an Hörminderung litten, auch Demenz entwickelten. Das Risiko für Demenz ist bei Personen ohne Hörgeräte um 20 Prozent höher als bei Menschen mit normalem Gehör. Bei Trägern von Hörhilfen ist das Risiko um lediglich 6 Prozent erhöht. Dies zeigt, wie wichtig eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Hörverlust mit Hörgeräten ist.
Die Ursachen für Altersschwerhörigkeit sind vielfältig. Neben genetischen Einflüssen treten auch Umwelteinflüsse auf, die das Innenohr schädigen. Die Signalübertragung im Ohr wird gestört, was insbesondere bei hohen Frequenzen zu Problemen führt. In diesem Kontext vermuten Forscher, dass Veränderungen in der Hirnrinde und im Hippocampus durch verlorene akustische Reize hervorgerufen werden, was die Gefahr von Vereinsamung und damit die Entstehung weiterer gesundheitlicher Probleme begünstigt.
Frühe Behandlung und Prävention
Frühe Erkennung und der Einsatz von Hörhilfen sind entscheidend, um das Demenzrisiko zu verringern. Studien zeigen, dass das Tragen von Hörgeräten die kognitive Leistung erheblich verbessern kann. Eine Beobachtungsstudie der University of Melbourne ergab signifikante Verbesserungen in kognitiven Bereichen wie Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit bei älteren Erwachsenen, die Hörgeräte trugen, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Daher ist es wichtig, regelmäßig das Gehör zu kontrollieren und gegebenenfalls ein Hörsystem zu tragen.
Die University of Southern Denmark hat hervorgehoben, dass Menschen mit Hörverlust ein bis zu 13 Prozent höheres Risiko haben, an Demenz zu erkranken. Zudem führt eine soziale Isolation, die häufig mit unbehandeltem Hörverlust einhergeht, zu einem Mangel an kognitiven Reizen, was das Risiko weiter erhöht. Präventionsmaßnahmen wie Gehörschutz, körperliche und geistige Aktivität sind essenziell, um Risikofaktoren für Demenz zu reduzieren und eine aktive Teilnahme am sozialen Leben zu fördern.