Am Mittwoch, den 5. März 2025, wird um 19 Uhr ein Gottesdienst in der Autobahn- und Radwegekirche St. Paul in Wittlich-Wengerohr gefeiert. Dabei werden Pater Stephan Senge und Prädikantin Uschi Fusenig mitwirken. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird zudem eine Ausstellung mit Skulpturen des renommierten Bildhauers Christoph Anders eröffnet, der mit seinen 86 Jahren eine beeindruckende künstlerische Karriere vorweisen kann. Anders stammt aus Senheim und seine Werke sind in zahlreichen sakralen Orten zu finden.
Die Kunst von Christoph Anders, die bereits in Orten wie Bad Bertrich und Cochem ausgestellt ist, ist dafür bekannt, einen stark emotionalen und erinnernden Charakter zu besitzen. Besonders hervorzuheben ist ein Mahnmal, das Anders 1986 zum Gedenken an die Häftlinge des KZ-Außenlagers Cochem geschaffen hat. Diese tiefgründigen Arbeiten zeugen von einer Auseinandersetzung mit der Geschichte, deren Wunden auch eine Einladung zur Reflexion über die Gegenwart und eine Anregung zur Wahrnehmung vergangener Ungerechtigkeiten darstellen.
Ausstellung in St. Paul
Die Ausstellung im St. Paul wird eine Auswahl seiner bedeutendsten Skulpturen präsentieren und ist bis Palmsonntag täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Veranstalter der Ausstellung ist der Förderverein Autobahnkirche St. Paul Wittlich e.V. Anders‘ Werke sind zudem auch im Trierer Dom zu bewundern, wo zwölf seiner Arbeiten einen Raum der Besinnung und des Nachdenkens schaffen.
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nicht nur auf die Kunst Anders‘ beschränkt. In einem völlig anderen Kontext berichtet Manfred Ostermann von Erlebnissen aus dem Dritten Reich. Er schildert, wie ein Nazi-Parteigänger in Bruttig eine Familie schikaniert hat, deren Söhne nicht in der Hitler-Jugend angemeldet waren. Dies verdeutlicht, wie stark der Druck und die Verunsicherung in dieser Zeit waren.
Geocaching als Erinnerungskultur
Parallel dazu fördert Geocaching die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. Gisela Schmitt aus Bruttig-Fankel entdeckte einen Geocache des alamo.team Cochem. Dieses Spiel, das einer Art Schnitzeljagd mit GPS ähnelt, zielt darauf ab, junge Menschen zu motivieren, sich mit nationalsozialistischen Verbrechen und deren Bedeutung auseinanderzusetzen. Solche Initiativen sind wichtig, um das Gedächtnis an die Vergangenheit aufrechtzuerhalten und zu lehren, dass Geschichte nicht vergessen werden darf.
Der Umgang mit Kunst und Erinnerung ist auch vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit von Bedeutung. Kunst im Dritten Reich war geprägt von der Ideologie des Regimes, das moderne und avantgardistische Werke als „entartet“ diffamierte. Dies führte zu einem massiven Verlust kultureller Vielfalt und zur Vernichtung zahlreicher Künstlerbiografien und ihrer Werke. In den Jahren nach dem Krieg fand kaum eine Auseinandersetzung mit diesem Erbe statt; viele Kunstwerke aus dieser Zeit blieben in Vergessenheit, und oft wurde es den Künstlern nicht ermöglicht, ihre Perspektiven darzustellen.
Der Gottesdienst in der Autobahnkirche St. Paul und die begleitende Ausstellung von Christoph Anders bieten somit nicht nur einen Raum für Kunst und Spiritualität, sondern auch eine Plattform für die Reflexion über die Vergangenheit und deren Einfluss auf die Gegenwart.