Das Pfannenstielhaus in Landsberg am Lech ist nicht nur ein Gebäude, es ist ein Teil der lebendigen Geschichte der Stadt. An einem stark frequentierten Punkt gelegen, markiert es den Eingang zum Hexenviertel, wo die Neue Bergstraße in die Schlossergasse abzweigt. Gegenüber steht der Schmalzturm, der dem Pfannenstielhaus eine eindrucksvolle Kulisse verleiht. Der Charme dieses Hauses liegt nicht nur in seiner Architektur, sondern auch in der langen Liste von Berufen, die hier einst ausgeübt wurden, einschließlich Sackträger, Salzstadelknechte, Metzger und Zinngießer. Im 18. und 19. Jahrhundert war es als Hucklerei bekannt und trug den Namen „Waghuckler“, was auf seine Nähe zur Stadtwaage hinweist. Heute wird es umgangssprachlich als „Pfannenstielhaus“ bezeichnet, was seinen historischen Wert zusätzlich unterstreicht.
Das Hexenviertel, in dem sich das Pfannenstielhaus befindet, ist eine versteckte Gasse, die romantisch anmutende Häuser mit Holzvorbauten präsentiert. Diese Gasse führt vom Schönen Turm in Richtung Schlossberg und ist aufgrund der steilen Hanglage nur einseitig bebaut. Wenn man dem Weg folgt, gelangt man zu einem Tor, das in das historische Dorf Phetine führt, den ältesten Siedlungskern von Landsberg, der im 15. Jahrhundert in den Stadtkern integriert wurde. Diese Lage ist nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch malerisch, was das Hexenviertel zu einem Anziehungspunkt für Touristen macht.
Eine lange Geschichte
Landsberg am Lech hat eine tief verwurzelte Geschichte, die bis in die Steinzeit zurückreicht. Archäologische Funde auf dem Schlossberg belegen die Anwesenheit von Menschen in der Bronzezeit. Spuren einer kontinuierlichen Besiedlung sind bis zur Hallstattzeit (ca. 500 v. Chr.) nachvollziehbar. Im 5. Jahrhundert v. Chr. lebten hier Kelten, die dem Lech seinen Namen gaben. Später, im 1. Jahrhundert n. Chr., drangen die Römer in die Region ein, hinterließen Münzfunde und legten wichtige Fernstraßen an, darunter die Via Claudia. Diese Straßen führten nicht nur zu einer besseren Erreichbarkeit, sondern auch zur Entwicklung von Handelsrouten, die für die spätere Stadtgründung von wesentlicher Bedeutung waren.
Der bedeutende Salzhandel stellte einen weiteren Entwicklungsschritt dar, als Heinrich der Löwe den Handelsweg über Landsberg zur Salzstraße ausbauen ließ. Die Stadt erhielt zwischen 1260 und 1280 die Stadtrechte. Im Laufe der Jahrhunderte erlebte Landsberg Höhen und Tiefen, insbesondere während der Belagerung 1315, als die Stadt niedergebrannt wurde, und dennoch wurde sie durch Ludwig den Bayern wiederaufgebaut.
Kulturelle und bauliche Entwicklungen
Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt, die von 1458 bis 1488 erbaut wurde, sowie die fortlaufenden Erweiterungen der Stadtmauern zwischen 1415 und 1435 zeugen von der architektonischen Entwicklung der Stadt. Auch die wirtschaftliche Infrastruktur wuchs, als im 19. und 20. Jahrhundert Landsberg an Bedeutung als Verwaltungs- und Garnisonsstandort gewann. Die Errichtung von neuen Wohngebieten und Leerständen ehemaliger Kasernenflächen trug zur Modernisierung der Stadt bei. In der heutigen Zeit ist Landsberg nicht nur für seine historische Altstadt, sondern auch für seine verkehrsgünstige Lage und die Anbindung an die Autobahn 96 ein beliebter Ort.
Insgesamt verkörpert das Pfannenstielhaus mit seiner Geschichte als Hucklerei und die Umgebungen des Hexenviertels das reiche Erbe von Landsberg am Lech und zieht sowohl Geschichtsinteressierte als auch Touristen an, die mehr über die Entwicklung dieser Stadt und ihre kulturellen Schätze erfahren möchten. Das Zusammenspiel von Geschichte, Architektur und lebendiger Stadtentwicklung macht Landsberg zu einem spannenden Ziel im Herzen Bayerns.