Heute, am 8. März 2025, wird der internationale Frauentag dazu genutzt, auf die bestehenden geschlechtsspezifischen Unterschiede in der medizinischen Versorgung aufmerksam zu machen. Studien zeigen, dass Frauen häufig andere Symptome bei Herzinfarkten aufweisen als Männer, was zu späteren Diagnosen und damit verbundenen Gesundheitsrisiken führt. Frauen kommen im Durchschnitt 30 Minuten später in die Notaufnahme als Männer, was fatal sein kann, da das Risiko, einen Herzinfarkt nicht zu überleben, für Frauen höher ist als für Männer. Der Gender Health Gap verdeutlicht die Ungleichheit in der medizinischen Forschung und Versorgung, eine Thematik, die für viele Fachleute von großer Bedeutung ist, wie tagesschau.de berichtet.
In Deutschland wurde bereits im Jahr 2004 eine Untersuchung geschlechtsspezifischer Unterschiede in klinischen Studien zur Pflicht erhoben. Dennoch wird weiterhin festgestellt, dass viele klinische Studien überwiegend mit männlichen Probanden durchgeführt werden, was zu einer unzureichenden Berücksichtigung der Bedürfnisse von Frauen führt. Lena Seegers, Kardiologin an der Universitätsklinik Frankfurt, hat 2023 das Women’s Health Center gegründet, um diese Lücke zu schließen. Das Zentrum legt besonderen Wert auf geschlechtsspezifische Unterschiede in der Herzmedizin und zeigt damit Fortschritte in der Gesundheitsversorgung.
Fortschritte in der medizinischen Forschung
Das Women’s Health Center berücksichtigt nicht nur, dass Frauen oft eine Vielzahl von Beschwerden haben, die die Diagnose erschweren, sondern auch, dass die medizinischen Standards häufig auf Männer ausgerichtet sind. Diese Vorgehensweise kann zu einer Benachteiligung von Frauen führen. Studien aus den USA belegen zudem, dass Frauen bei koronaren Gefäßkrankheiten seltener angemessen behandelt werden, während Männer tendenziell eher innovative und teure Therapien erhalten. Diese Ungleichheit zieht sich durch verschiedene Krankheitsbilder, von Depression über Asthma bis hin zu Morbus Alzheimer, und erfordert dringende Aufmerksamkeit.
Ein weiteres Projekt, das in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist, ist die neu geschaffene Datenbank zu Geschlechterunterschieden in der Inneren Medizin. Diese wurde im Rahmen eines Pilotprojekts an der Charité – Universitätsmedizin Berlin ins Leben gerufen und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Sie umfasst über 4.500 wissenschaftliche Publikationen und zielt darauf ab, die medizinische Behandlung sowohl für Frauen als auch für Männer zu verbessern. Zielgruppe sind nicht nur Mediziner, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit.
Engagement für eine gerechtere Versorgung
Frauen sind zudem in Führungspositionen innerhalb der Medizin unterrepräsentiert. In Hessen sind lediglich 18,4 Prozent der Führungspositionen weiblich, in der Chirurgie liegt dieser Anteil gar nur bei 5 Prozent. Um die Präsenz von Frauen in der Medizin zu stärken, hat Katja Schlosser, Chefärztin in Gießen, 2021 den Verein „Die Chirurginnen“ gegründet. Dieser Verein zählt mittlerweile über 3.000 Mitglieder und fördert aktiv die Beteiligung von Frauen an medizinischen Berufen.
Das Frauenherzzentrum in Frankfurt ist ein Beispiel für positive Entwicklungen in der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit. Hier werden in der Notaufnahme gezielt die typischen Symptome bei Frauen erfasst, und EKG-Untersuchungen sind nun auch bei weiblichen Patientinnen Standard. Langfristige Pläne des Zentrums beinhalten die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken, um die Gesundheitsversorgung für Frauen weiter zu verbessern. Es ist entscheidend, dass beide Geschlechter zukünftig gleichberechtigt in die medizinische Forschung einbezogen werden, um individuelle und gerechte Behandlungsmöglichkeiten zu schaffen, so aerzteblatt.de.