Der Zustand der Autobahnbrücken in Nordrhein-Westfalen (NRW) ist alarmierend und spielt eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Zukunft des Bundeslandes. Wie die Borkener Zeitung berichtet, fallen 30% der Autobahnbrücken in NRW in die schlechtesten Kategorien. Zum Vergleich: In Bayern sind es weniger als 10%. Die hohen Sanierungsbedarfe in NRW hinterlassen organisatorische und wirtschaftliche Folgen.
Insgesamt müssen 2.440 Autobahnbrücken in NRW als marode eingestuft werden. Dies bedeutet einen hohen Handlungsdruck für die Verkehrsbehörde, wie NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) einräumt. Anhand einer Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) NRW und der RWTH Aachen wird deutlich, dass NRW 600 mehr Sanierungen benötigt als die Nachbarbundesländer Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zusammen.
Wirtschaftliche Schäden und infrastrukturelle Herausforderungen
Die Sperrung der Rahmede-Talbrücke, die die Verkehrsanbindung erheblich beeinträchtigt, verursacht einen geschätzten Schaden von 1,8 Milliarden Euro. Die Umleitungsstrecken auf den 250 Kilometern Landesstraße sind stark belastet. Schockierend ist auch die Genehmigungsdauer für die Sprengung dieser Brücke, die mit anderthalb Jahren äußerst lange ausfällt.
Die Verantwortung für die begleitenden Probleme wird in der Politik wahrgenommen. Die FDP-Landtagsfraktion hat Verkehrsminister Krischer für die langsame Umsetzung von Sanierungsprojekten kritisiert. Zudem ist der Baufortschritt bei Autobahnbrücken in den letzten zwei Jahren um 20% rückläufig. Dies wird unter anderem auf steigende Baukosten und nicht abgerufene Bundesmittel zurückgeführt. In den Jahren 2022 und 2023 wurden allein 60 Millionen Euro an Bundesmitteln nicht genutzt.
Forderungen nach einem langen Atem und strategischen Lösungen
Die unzureichende Sanierung und der Neubau vieler Brücken, vor allem derjenigen, die vor 1980 gebaut wurden, werden als Hauptgründe für den maroden Zustand identifiziert. Der Anteil der Unternehmen, die über Beeinträchtigungen durch mangelhafte Verkehrsinfra-struktur klagen, ist von 59% im Jahr 2013 auf 79% gestiegen. Hier fordert die IHK eine „Brücken-Task-Force“ für ein effektiveres Management.
In der Debatte um mögliche Lösungen plädiert die IHK für Planungserleichterungen, sodass neue Brücken an der gleichen Stelle schneller genehmigt werden können. Kritiker, wie Werner Schaurte-Küppers von der Duisburger IHK, bemängeln zudem das Datenmanagement im Brückenbau. Sie verweisen auf die Notwendigkeit besserer Zusammenarbeit von Bund, Land und Kommunen.
Der Neubau einer Rheinbrücke kostet mittlerweile etwa eine Milliarde Euro, was die Herausforderungen für zukünftige Infrastrukturprojekte weiter verstärkt. Das Nahen von unüberwindbaren Hürden für die Sanierung und den Neubau der Brücken wird in der Politik zunehmend als dringlich wahrgenommen, während eine spürbare Verbesserung in Sicht ist.