Am Montagabend, dem 11. März 2025, wurden die Mauern des Alten Jüdischen Friedhofs in Dresden, der sich an der Pulsnitzer Straße befindet, mutwillig beschmiert. Zwei Unbekannte verunstalteten den Friedhof mit einem etwa fünf Meter breiten Schriftzug. Ein Passant bemerkte die Tat kurz vor Mitternacht und informierte umgehend die Polizei. Als die Einsatzkräfte eintrafen, waren die Täter jedoch bereits flüchtig. Bislang sind weder Informationen zu dem entstandenen Sachschaden vorgelegt worden, noch sind Zeugen bekannt, die zusätzliche Details zur Tat liefern könnten. Der Alte Jüdische Friedhof ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof in Sachsen, dessen Gründung auf das Jahr 1751 zurückgeht, weshalb diese Schändung besonders besorgniserregend ist.
Der historische Friedhof, der sich auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern erstreckt, befindet sich nördlich der Bautzner Straße und wird von der HATiKVA e. V. ehrenamtlich betreut. Mit seiner Eröffnung am 19. März 1751 war er ein wichtiger Ort für die jüdische Gemeinde in Dresden. Zur Zeit der Gründung war das Begräbnis für jüdische Menschen in Sachsen schwierig, da es ihnen, aufgrund von diskriminierenden Regelungen, untersagt war, ihre Toten im Land zu beerdigen. Nach der Eröffnung des Neuen Jüdischen Friedhofs in der Johannstadt 1869 wurde der Alte Jüdische Friedhof geschlossen.
Denkmalschutz und geschichtliche Bedeutung
Der Alte Jüdische Friedhof ist nicht nur ein bedeutendes Kulturdenkmal, sondern beherbergt auch die Ruhestätten verschiedener prominenter Persönlichkeiten, darunter Mitglieder der einflussreichen Bankiersfamilie Kaskel und andere bedeutende Bürger, die das jüdische Leben in der Stadt prägten.
Die an den Gräbern angebrachten Steinsärge, von denen etwa 800 noch lesbare Inschriften aufweisen, sind meist aus Sandstein gefertigt. Sie sind stelenartig aufgestellt und zeigen alle mit der Schriftseite nach Osten, in Richtung Jerusalem. Diese Tradition ist ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Bestattungskultur.
Nach einer langen Zeit des Verfalls während der DDR-Zeit erhielt der Friedhof, der eine Vielzahl von Gräbern und Relikten jüdischer Geschichte birgt, den Status eines Denkmals und konnte ab den 1980er Jahren durch das Engagement der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste restauriert werden. Heutzutage sorgt die HATiKVA e. V. dafür, dass die Gräber und die Infrastruktur des Friedhofs erhalten bleiben.
Ein Aufruf zum Schutz jüdischer Stätten
Die jüngsten Vorkommnisse zeigen eindrücklich, wie verletzlich und schutzbedürftig solche Stätten des kulturellen Erbes sein können. Es ist von zentraler Bedeutung, nicht nur die materielle Substanz dieser Friedhöfe zu bewahren, sondern auch das Bewusstsein für ihre kulturelle und historische Tiefe zu fördern. Der Alte Jüdische Friedhof in Dresden ist ein Ort des Gedenkens und birgt Zeugen einer längst vergangenen Zeit, deren Erbe es zu schützen gilt.
Die Arbeitsgemeinschaft Jüdische Friedhöfe in Sachsen setzt sich aktiv für den Erhalt und die Dokumentation dieser wichtigen kulturellen Stätten ein und trägt dazu bei, dass die jüdischen Friedhöfe nicht in Vergessenheit geraten. Vor diesem Hintergrund wird die Schändung des Alten Jüdischen Friedhofs besonders schmerzlich wahrgenommen, da solche Taten nicht nur den physischen Raum angreifen, sondern auch das geistige und kulturelle Erbe der jüdischen Gemeinschaft in Sachsen.