Die Sporthallenmisere in Remscheid hat in den letzten Monaten zu einem immer drängenderen Problem für die dort ansässigen Vereine geführt. Laut einem aktuellen Bericht von rga.de sind die Wartelisten für Plätze im Remscheider Turnverein (RTV) lang. Der Verein hat bereits die Kapazitätsgrenze bei den Mitgliederzahlen erreicht und kann aufgrund des Mangels an Hallenzeiten keine neuen Kurse anbieten. Dies hat zur Folge, dass viele Kinder und Jugendliche, die an sportlichen Angeboten interessiert sind, im Moment leer ausgehen müssen.
Ein besonders kritischer Punkt ist die Halle Hölterfeld, die momentan für Flüchtlinge reserviert ist und somit nicht für den Vereinssport zur Verfügung steht. Dies hat Auswirkungen auf die verschiedenen Sportarten. Die Bogenschützen müssen auf eine kleinere Halle ausweichen, was ihre Wettkampfleistung beeinträchtigt. Auch die Handballer trainieren in überfüllten Gruppen, was das Erlernen von Taktiken erheblich erschwert. Platzprobleme gibt es ebenfalls bei den Basketballern, während das Kinderturnen einen Aufnahmestopp aufgrund von Überfüllung verzeichnet.
Die Herausforderungen der Sportvereine
Die Situation ist jedoch nicht nur auf Remscheid beschränkt. Ein deutschlandweiter Trend zeigt, dass viele Sportvereine mit einem akuten Mangel an Übungsleitern zu kämpfen haben. Berichten von deutschlandfunk.de zufolge haben immer mehr Übungsleiter*innen aufgrund der geringen Honorare ihren Job aufgegeben. Claudia Schäfer, eine betroffene Übungsleiterin, berichtet, dass sie lediglich 8 Euro pro Stunde erhält, was nur zwei Drittel des aktuellen Mindestlohns entspricht. Diese finanziellen Unzulänglichkeiten sorgen dafür, dass Kursangebote eingeschränkt oder ganz gestrichen werden müssen.
Die Verhandlungen zur Verbesserung der Honorare bewegen sich derzeit nur in sehr kleinen Schritten. Laut Christoph Breuer, einem Professor für Sportmanagement, sind diese Personalprobleme in Sportvereinen seit zwei Jahrzehnten ein ständiges Thema. Ein Drittel der 90.000 Sportvereine in Deutschland zahlt ihren Übungsleitern sogar gar kein Gehalt, was die Situation zusätzlich verschärft.
Auswirkungen auf den Vereinssport und die Zukunft
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind ebenfalls noch deutlich spürbar. Viele Sportvereine haben nicht nur Mitgliederrückgänge erlebt, sondern auch einen dramatischen Verlust an ehrenamtlichen Mitarbeitern. Der Druck durch die Energiekrise und die Inflation trifft vor allem Großsportvereine, die eigene Sportanlagen betreiben müssen. Diese sind stärker von den steigenden Kosten betroffen, was die finanziellen Rahmenbedingungen weiter verschärft. Wie weitere Studien zeigen, besteht in Deutschland ein Investitions- und Sanierungsstau von ca. 31 Milliarden Euro in Sportstätten. Dies macht es für viele Vereine unmöglich, ihr Angebot aufrechtzuerhalten.
Die Stadt Remscheid hat zwar mehrere Hallen renoviert und sieht sich gut aufgestellt, hat jedoch Schwierigkeiten, den Wünschen aller Vereine gerecht zu werden. Besonders weitreichend sind die Pläne zum Abriss der Halle an der Albert-Einstein-Schule, dessen Baustelle im März 2024 beginnen soll, mit dem Ziel, bis Ende 2026 neue Hallen zu errichten.
Es ist klar, dass die Sportvereine in Remscheid und bundesweit vor großen Herausforderungen stehen. Ohne umfassende staatliche Unterstützung und eine wertschätzende Anerkennung der Leistungen ehrenamtlicher Übungsleiter wird die Situation kaum besser werden können. Die gesellschaftliche Bedeutung des Vereinssports gilt es dringend zu erkennen und zu fördern, damit die Angebote für die kommende Generation gesichert werden können.