Die Polizei in Neustadt hat eine dringende Warnung ausgesprochen. Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben, sind aktiv und richten sich verstärkt gegen ältere Menschen. Bis zum Mittag des 14. März 2025 wurden bereits sieben Anzeigen wegen dieser Betrugsmasche erstattet. Die Betrüger kontaktieren ihre Opfer telefonisch und behaupten, dass in der Nachbarschaft ein Überfall auf ein älteres Ehepaar stattgefunden habe. Dies dient als Vorwand, um in die Wohnungen der potenziellen Opfer zu gelangen und deren Wertgegenstände zu sichern.
Die echte Polizei betont, dass sie niemals vorsorglich das Privateigentum der Bürger sichert. „Lassen Sie diese Betrüger nicht in Ihre Wohnung!“, warnt die Polizei. Ein jüngster Fall aus Sustrum zeigt, wie gefährlich diese Masche ist: Eine Seniorin wollte bereits Geld für die Betrüger abheben, als die Polizei rechtzeitig eingriff. Die Bank verhinderte die Überweisung und bewahrte sie somit vor einem finanziellen Schaden.
Betrugsmaschen im Fokus
Die Methoden dieser Betrüger sind keineswegs neu, aber sie haben in den letzten Jahren an Raffinesse gewonnen. Laut Tagesschau wurden im Jahr 2022 in Deutschland durch Anrufe bei Seniorinnen und Senioren immense Summen erbeutet. Viele Betrüger geben sich nicht nur als Polizisten, sondern auch als Staatsanwälte oder Bankmitarbeiter aus. Ein Insider, der anonym bleiben möchte und als „Herr Jäger“ bekannt ist, schildert, wie gut organisiert diese Callcenter sind, die häufig aus einem Hauptquartier in Izmir in der Türkei operieren.
Die Strukturen sind alarmierend: Filterer identifizieren potenzielle Opfer und nutzen Techniken wie „Call ID Spoofing“, um deutsche Telefonnummern anzuzeigen. Ein potenzielles Opfer wird dann an einen „Abschließer“ weitergereicht, der den Betrug zu Ende führt. Diese Masche ist nicht nur in Neustadt ein Problem. In ganz Deutschland haben Betrüger allein in Bayern über 18 Millionen Euro und in Niedersachsen 4,5 Millionen Euro erbeutet. Dies zeigt, wie ernst die Lage ist.
Die Entwicklung der Betrugsfälle
Ein Blick auf Statistiken verdeutlicht, dass der Betrug an älteren Menschen ein wachsendes Problem darstellt. Zwischen Januar und Mai 2024 betrugen die Verluste durch Betrug in dieser Altersgruppe 1,6 Milliarden Dollar, was einen Anstieg von fast 300 Millionen Dollar im Vergleich zum Vorjahr darstellt. 2023 erlitten über 101.000 Senioren Betrug, während die durchschnittlichen Verluste pro Opfer alarmierende 33.915 Dollar betrugen. Diese Zahlen stehen im Kontext eines globalen Anstiegs der Betrugsfälle, die sich zwischen 2018 und 2023 um mehr als 70% erhöhten.
Die häufigste Betrugsart ist der Tech-Support-Betrug, dicht gefolgt von Investitionsbetrug und Vertrauens- beziehungsweise Liebesbetrug. Auch die Digitalisierung und die Folgen der Pandemie haben das Betrugsrisiko für Senioren erhöht. Experten wie Jill Schlesinger und Chuck Gallagher warnen, dass insbesondere die Vertrauenswürdigkeit der älteren Menschen ausgenutzt wird.
Die Polizei und Ermittlungsbehörden in Deutschland arbeiten intensiv daran, diesen Betrügern das Handwerk zu legen. Dennoch sind viele Täter geflohen oder nach abgeschlossener Haftstrafe noch aktiv. Diese komplexe Thematik erfordert nicht nur rechtliche Maßnahmen, sondern auch ein gemeinsames Bewusstsein und präventive Strategien in der Gesellschaft, um die verletzlichsten Mitglieder unserer Gemeinschaft zu schützen.