Die Situation im Gazastreifen hat sich dramatisch verschärft. Israels Armee hat nach zwei Monaten Waffenruhe erneut Angriffe auf die Hamas gestartet. Dies geschah am 18. März 2025, nachdem Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz angeordnet hatten, „mit Wucht“ gegen die Hamas vorzugehen. Die aktuellen Angriffe sind die schwersten seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe. Über 50 Palästinenser verloren dabei ihr Leben, und Dutzende weitere wurden verletzt. Israel rechtfertigt dieses Vorgehen mit der Weigerung der Hamas, Geiseln freizulassen und Vorschläge von US-Gesandten abzulehnen, während die Hamas wiederum Israel beschuldigt, das Waffenruhe-Abkommen gebrochen zu haben und fordert Vermittler wie Ägypten, Katar und die USA auf, Israel zur Verantwortung zu ziehen.
Die Angriffe, die als direkte Reaktion auf die anhaltenden Spannungen angesehen werden, erweitern die bereits komplexe Situation im Konflikt, der am 7. Oktober 2023 mit einem Überfall der Hamas auf Israel begann. Bei diesem Überfall wurden rund 1.200 Menschen getötet und über 250 Israelis als Geiseln genommen. Laut der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen sind seitdem mehr als 48.500 Menschen ums Leben gekommen, darunter viele Frauen und Minderjährige. Israel hingegen gibt an, dass etwa 20.000 der getöteten Personen Mitglieder terroristischer Organisationen sind.
Hintergrund der Waffenruhe
Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die im Januar 2025 vereinbart wurde, sah vor, dass die Hamas 33 Geiseln freilässt, darunter Frauen, Kinder und Männer über 50. Die Waffenruhe sollte ursprünglich am 18. Januar um 8:30 Uhr Ortszeit in Kraft treten, verzögerte sich jedoch aufgrund fehlender Geisellisten. Die ersten Geiseln sollten am folgenden Sonntag freikommen. Zur Umsetzung dieser Regelung sind auch tägliche Hilfslieferungen von bis zu 600 Lkw-Ladungen in den Gazastreifen vorgesehen, um die humanitäre Lage zu verbessern.
Die Phase 1 des Abkommens, die sechs Wochen dauern sollte, ist darauf ausgelegt, den Geiseln die Rückkehr nach Israel zu ermöglichen und bezieht sich auf die schrittweise Reduzierung der Militärpräsenz des israelischen Militärs im Gazastreifen. In den Verhandlungen, die von Katar, Ägypten und den USA vermittelt wurden, gibt es jedoch viel Unklarheit über die genauen Bedingungen und den Zustand der Geiseln. Israel geht davon aus, dass die meisten Geiseln am Leben sind, während die Hamas noch 24 Geiseln und die Leichen von 35 Verschleppten hält.
Politische Reaktionen und zukünftige Aussichten
Präsident Donald Trump hatte zuvor die Hamas warngestellt, alle Geiseln freizulassen, andernfalls würde es Konsequenzen geben. Die US-Regierung wurde vorab über die bevorstehenden Luftangriffe informiert, und Trump begrüßte die Einigung auf eine Feuerpause. Die Gespräche über die zweite Phase des Abkommens, die die Freilassung aller verbleibenden Geiseln und einen dauerhaften Waffenstillstand beinhalten soll, sollen 16 Tage nach Inkrafttreten der Waffenruhe beginnen.
Die komplexen Verhandlungen und die Herausforderungen bei der Umsetzung des Abkommens spiegeln die fragilen Bedingungen in der Region wider. Es fehlt jedoch ein fester Mechanismus für den Umgang mit potenziellen Verstößen gegen die Waffenruhe. Gleichzeitig hat das israelische Parlament am Donnerstag um 11:00 Uhr Ortszeit getagt, um dem Deal zuzustimmen, was in Israel und im Gazastreifen für viele Anlass zur Hoffnung war.
Auch wenn die aktuelle Lage durch die neuen militärischen Angriffe ein gefährliches Niveau erreicht hat, bleibt die Hoffnung auf eine langsame Rückkehr zur Normalität im Gazastreifen bestehen. Die Entwicklung wird weiterhin von den internationalen Vermittlern genau beobachtet.