Am 19. März 2025 findet in der Moderne Galerie in Saarbrücken eine bedeutende Ausstellung mit dem Titel „Marc Chagall – Die heilige Schrift“ statt, die im Rahmen des Purimfestes ausgerichtet wird. Dieses Fest erinnert an die inspirierende Geschichte der Königin Esther, einer Schlüsselfigur im Judentum, die für ihr Volk kämpfte. Der Vortrag von Kantor Benjamin Chait wird sich intensiv mit der Darstellung weiblicher Figuren in Chagalls Kunst beschäftigen und beleuchtet dabei zentrale Themen wie die Bedeutung und Würde der Frau im Judentum sowie den Einfluss von Frauen auf das jüdische Leben und die religiöse Überlieferung.
Die Ausstellung ist Teil eines umfassenden Veranstaltungskalenders in Saarbrücken, der Kultur, Sport und Freizeitaktivitäten umfasst. Neben der Kunst wird auch das gesprächsorientierte Event „Midrasch – Auslegung jüdischer Texte im Gespräch“ das Licht auf die Rolle der Frau im Judentum werfen. Dieses findet am Sonntag, dem 6. November, im Jüdischen Lehrhaus in der Friedrichstraße 31 statt. Die Projektkoordinatorin Anastasia Quensel wird die Veranstaltung leiten und sich auf außergewöhnliche Frauen in jüdischen Texten konzentrieren, die als Vorbilder und Anführerinnen fungieren.
Rolle der Frau im Judentum
Die Themen beider Veranstaltungen spiegeln die tief verwurzelten Herausforderungen wider, die Frauen im Judentum begegnen. Das traditionelle jüdische Religionsverständnis trennt strikt die Geschlechterrollen, wobei Männer häufig für das Gebet zuständig sind, während Frauen sich überwiegend um den Haushalt und die Kinder kümmern. Diese Trennung wird durch die Halacha, das jüdische Religionsgesetz, untermauert, das Frauen als „Geschlechtswesen“ klassifiziert und ihnen niedrigere religiöse Einstufungen zuspricht. Dies führt dazu, dass Frauen in orthodoxen Gemeinden von zeitgebundenen Gebeten ausgeschlossen sind.
Dennoch haben jüdische Frauen weltweit, unterstützt von feministischen Bewegungen, angefangen, für Gleichberechtigung zu kämpfen. Prominente Vertreterinnen wie Dr. Ulrike Offenberg, die als Rabbinerin in einer liberalen Gemeinde tätig ist, und Viola Roggenkamp, die das Thema jüdischen Feminismus in ihren Publikationen behandelt, machen sich für Veränderungen stark. Offenberg hat sich darauf spezialisiert, traditionelle Rituale modern zu interpretieren, während sie gleichzeitig die Gleichstellung der Geschlechter innerhalb des Glaubens anmahnt.
Historische Perspektiven
Die Wurzeln des jüdischen Feminismus reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Frauen wie Hedwig Dohm und Bertha Pappenheim begonnen haben, die gesellschaftlichen Rechte der Frauen zu hinterfragen. Pappenheim gründete 1912 den „International Council of Jewish Women“ und trat entschlossen für die Rechte der Frauen ein. Regina Jonas, die 1935 als erste Rabbinerin der Welt ordiniert wurde, steht symbolisch für die Emanzipation von Frauen im jüdischen Glauben.
Obwohl in Deutschland nur wenige Rabbinerinnen gelistet sind, üben Bewegungen wie „Bet Debora“ und „Women of the Wall“ einen großen Einfluss auf die Diskussion um Gebetsgleichheit und die Rolle der Frauen im Judentum aus. Diese Organisationen und Initiativen versuchen, Klischees aufzubrechen und den Pluralismus innerhalb der jüdischen Strömungen zu fördern.
Es bleibt abzuwarten, welche neuen Perspektiven und Diskussionen die Veranstaltungen am 19. März und 6. November in Saarbrücken eröffnen werden. Die tiefe Verwurzelung der Frauen im jüdischen Glauben und ihre anhaltenden Bestrebungen nach Gleichwertigkeit sind sicherlich Themen, die auch in Zukunft von großer Bedeutung bleiben werden.
Für die Anmeldung zur Veranstaltung im Jüdischen Lehrhaus kann die E-Mail lehrhaus@bistumjg-wilimburg.de genutzt werden.