In Deutschland rückt ein mögliches Verbot der Handynutzung an Schulen immer näher. Hessen hat bereits eine bedeutende Regelung angekündigt, die ab August 2025 greifen soll. Diese sieht vor, dass Handys in Schulen nur noch in Notfällen oder im Rahmen des Unterrichts verwendet werden dürfen. Auch andere digitale Endgeräte wie Smartwatches und Tablets fallen unter diese Maßnahme. Die hessischen Regierungsfraktionen von CDU und SPD planen, einen Gesetzentwurf zur konkreten Ausgestaltung der Regeln im Landtag einzubringen. Bildungsminister Alexander Schwarz äußerte Bedenken zur negativen Wirkung der Smartphone-Nutzung auf die psychische Gesundheit und Lernfähigkeit der Schüler, was den Stein für diese Entwicklung ins Rollen brachte.
Laut Deutschlandfunk dürfen Schüler ihre Handys künftig nur noch verwenden, wenn Lehrer oder Schulen dies gestatten, insbesondere im Rahmen der Medienbildung. Lehrer haben das Recht, Handys bei Verstößen bis zum Ende des Unterrichts einzuziehen.
Regionale Unterschiede in der Handynutzung
Die Regelungen zur Handynutzung an Schulen sind in den einzelnen Bundesländern stark unterschiedlich. Während in Nordrhein-Westfalen Schulen ihre eigenen Regeln zur Handynutzung festlegen, gibt es in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Berlin und Hamburg keine landesweiten Verbote. Hier haben die Schulen die Entscheidungsfreiheit. In Brandenburg hingegen wurde im Koalitionsvertrag ein Handyverbot im Unterricht festgelegt, und das Bildungsministerium erarbeitet eine Verwaltungsvorschrift dazu.
Niedersachsen lehnt ein generelles Verbot ab, während die Kultusministerin jedoch starke Einschränkungen für Grundschulen befürwortet. In Thüringen sollen Handys an Grundschulen weitgehend verboten werden. Bayern erlaubt Schulen, eigene Nutzungsordnungen für Handys festzulegen, es gilt jedoch ein generelles Handyverbot an Grundschulen.
Österreichs Vorreiterrolle
Ein besonders markantes Beispiel für den Umgang mit Handys an Schulen liefert Österreich. Ab dem 1. Mai 2025 wird dort ein bundesweites Handyverbot in den ersten acht Schulstufen eingeführt. Wie Deutschlandfunk berichtet, können Schulen jedoch Ausnahmen für die Nutzung von Handys zu Unterrichtszwecken festlegen. Bildungsminister Martin Wiederkehr hat zudem angekündigt, die digitale Bildung an Schulen voranzutreiben.
Wissenschaftliche Perspektiven auf Smartphone-Verbote
Die Diskussion um Smartphone-Verbote wird durch Studien und Expertenmeinungen untermauert. Der Professor für Schulpädagogik Klaus Zierer hat Befunde zusammengetragen, die belegen, dass Smartphone-Verbote positive Effekte auf Lernleistungen und das Wohlbefinden der Schüler haben können. Ablenkungseffekte von Handys sind unstrittig, selbst ausgeschaltete Geräte reduzieren die Aufmerksamkeit und Lernleistung der Schüler. Bei der Betrachtung internationaler Entwicklungen wird deutlich, dass 79 Länder bereits Maßnahmen gegen die Handynutzung in Schulen ergriffen haben.
Bildungsexperten fordern klare und einheitliche Regeln. Andreas Schleicher von der OECD kritisiert das Fehlen einheitlicher Vorgaben, da dies zu kaum messbaren Effekten führt. Die gewonnene Erkenntnis aus der jüngsten Pisa-Studie, die eine Verschlechterung der Schülerleistungen im Zusammenhang mit steigender Smartphone-Nutzung aufzeigt, bestärkt die Forderung nach verlässlichen Regelungen zur Handynutzung in Schulen.
Die Diskussion um Handyverbote und deren Umsetzung ist längst nicht zu Ende. Es bleibt abzuwarten, wie die konkret geplanten Maßnahmen in Hessen und anderen Bundesländern sich entwickeln und ob sie tatsächlich die erwünschten positiven Effekte erzielen können.