Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland steht kurz bevor, nachdem sie seit dem 15. Januar 2025 in Modellregionen wie Hamburg, Franken und Nordrhein-Westfalen getestet wird. Der deutschlandweite Roll-Out wurde jedoch von ursprünglich Mitte Februar auf April 2025 verschoben, da weiterhin technische Probleme bestehen, die dringend gelöst werden müssen. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, äußert die Befürchtung, dass es aufgrund fehlender Software in vielen Arztpraxen zu weiteren Verzögerungen kommen könnte.
Ärzte kritisieren die elektronische Patientenakte in ihrer gegenwärtigen Form und bringen ernsthafte Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Patientengeheimnis zur Sprache. Dr. Martin Ebel und Dr. Sebastian Auel, Allgemeinmediziner aus Bad Hersfeld, zeigen sich skeptisch. Ebel merkt an, dass die ePA nur dann sinnvoll ist, wenn Ärzte auch auf alle relevanten Informationen zugreifen können, was jedoch vom Patienten abhängt. Auel hingegen fürchtet eine Eskalation der Bürokratie, da die ePA die eigene Dokumentation der Praxissysteme nicht ersetzen wird.
Kritische Sicherheitsaspekte
Die Ängste der Ärzte bezüglich der ePA sind nicht unbegründet. Ein Gutachten des Fraunhofer Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT) hat 21 Schwachstellen identifiziert, darunter vier schwerwiegende Sicherheitslücken. Risiken bestehen durch mögliche Angriffe von Hackern sowie durch unbefugte Akteure innerhalb des Systems. Ein besonders besorgniserregender Punkt ist die lange Reaktionszeit von bis zu 72 Stunden für Anbieter bei Sicherheitslücken an Wochenenden und Feiertagen. Die gematik, die für die Umsetzung der ePA zuständig ist, hat bereits Schritte zur Behebung dieser Schwachstellen eingeleitet, doch die vollständige Gewährleistung von IT-Sicherheit und Datenschutz vor der flächendeckenden Einführung bleibt fraglich.
Ein weiterer kritischer Aspekt der ePA ist die Frage der Sicherung der gesammelten Daten. Patienten, insbesondere ältere Menschen, zeigen sich verunsichert in Bezug auf digitale Technologien und die potenziellen Risiken, die mit der Digitalisierung ihrer Gesundheitsdaten verbunden sind. Hierbei wird häufig der Vergleich zum sicheren Umgang mit Online-Banking angeführt, um die Bedenken bezüglich der Datensicherheit anschaulich zu machen.
Vorteile und bestehende Herausforderungen
Trotz der geäußerten Sorgen gibt es auch Stimmen, die die Vorteile der ePA betonen. Dr. Frank Klein, Hausarzt aus Schenklengsfeld, sieht in der ePA ein Potenzial für größere Transparenz im Gesundheitswesen und die Vermeidung von Doppeluntersuchungen. Um diese Vorteile jedoch zu realisieren, ist ein stabiles System notwendig, das den gesetzlichen Vorgaben genügt.
Die ePA wird allen gesetzlich Versicherten zur Verfügung stehen, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Nach der Testphase sind die Ärzte gesetzlich verpflichtet, die ePA mit spezifischen Daten zu befüllen. Diese Maßnahme ist Teil der umfassenden Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens, die durch verschiedene Gesetze wie das E-Health-Gesetz und das Digital-Versorgung-Gesetz sowie eine strukturierte digitale Vernetzung über die Telematikinfrastruktur gefördert wird.
Letztlich bleibt abzuwarten, inwieweit die Patientenakademie den Anforderungen und Erwartungen gerecht wird und ob die Fragen zur Datensicherheit und Bürokratiegestaltung angemessen beantwortet werden können. Die Herausforderungen sind vielschichtig, und es bedarf eines gemeinsamen Anstrenges aller Beteiligten, um das Vertrauen der Patienten zu gewinnen und die ePA erfolgreich im Alltag zu implementieren.