In einer aufregenden kulturellen Initiative haben die Städte Passau und Budweis ein gemeinsames Festival ins Leben gerufen, das die Brücke zwischen den beiden Regionen schlagen soll. Das Festival, das den Titel Film.Kultur Passau & České Budějovice trägt, startet am Freitag und bietet ein abwechslungsreiches Programm, das von Kinovorführungen über Ausstellungen bis hin zu Konzerten und Lesungen reicht. Anett Browarzik, die Kulturmanagerin für die Kooperation zwischen Bayern und Böhmen, betont, dass es in der Region Niederbayern-Südböhmen ein solches Festival bisher nicht gegeben hat, wie Radio Prag International berichtet.
Ursprünglich war das Festival als reines Filmereignis in Passau geplant, doch die Idee entwickelte sich weiter, als immer mehr Partner aus Budweis hinzukamen. Browarzik erklärt, dass die kulturelle Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten ausbaufähig ist und dass Budweis 2028 zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt wird, was zusätzliche Motivation bietet, die kulturellen Verbindungen zu stärken. In Budweis wird die Südböhmische Universität als Veranstaltungspartner fungieren, und Markéta Ederová, die Leiterin des Germanistischen Instituts, hebt hervor, wie wichtig solche Festivals für das studentische Miteinander sind.
Ein Fest der Vielfalt
Das Festival erstreckt sich über zwei Wochen und bietet in Passau fast täglich Veranstaltungen, die sich mit der tschechischen Kultur befassen. Während Passau ein umfangreiches Programm mit sechs tschechischen Filmen präsentiert, ist das Angebot in Budweis bescheidener, mit lediglich zwei Filmen und einer Lesung. Browarzik erläutert, dass die Budweiser Partner später hinzukamen und die Universität nicht die Kapazitäten hat, um ein größeres Programm zu stemmen. Dennoch besteht der Wunsch, das Festival in Zukunft auszubauen.
Die Eröffnungsfeier in Passau wird mit dem Film „Il Boemo“ gefeiert, der das Leben des Opernkomponisten Josef Mysliveček thematisiert. Weitere Filme, die gezeigt werden, befassen sich mit dem deutsch-tschechischen Zusammenleben, darunter „Das letzte Rennen“, das von einem schicksalhaften Skilanglaufrennen im Riesengebirge erzählt. Diese Filme sollen nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen und die Zuschauer dazu ermutigen, die andere Seite der Grenze zu besuchen, wie die Passauer Neue Presse berichtet.
Ein Blick in die Geschichte
Doch das Festival bietet weit mehr als nur Filme. Eine bedeutende Ausstellung mit dem Titel „Die vertriebenen Kinder“ wird in der Europabücherei Passau gezeigt und thematisiert die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Ausstellung wird von einem Autorengespräch begleitet, das sich mit dem Thema Migration auseinandersetzt. Zudem wird die Ausstellung „1989. Die Samtene Revolution“ im Foyer der Universitätsbibliothek präsentiert, die an den Beginn der demokratischen Wende in der Tschechoslowakei erinnert.
Ein weiteres Highlight ist die Lesung des bekannten tschechischen Autors Jaroslav Rudiš, der sein Buch „Weihnachten in Prag“ vorstellen wird. Die Veranstaltungen sind größtenteils kostenlos, was das Festival für ein breites Publikum zugänglich macht. Anett Browarzik hebt hervor, dass das gesamte Festival unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeister von Passau und Budweis steht, was die Bedeutung der Partnerschaft zwischen den beiden Städten unterstreicht.
Die Organisatoren hoffen, dass dieses Festival nicht nur ein einmaliges Ereignis bleibt, sondern eine langfristige kulturelle Verbindung zwischen Passau und Budweis schafft. Mit der Aussicht auf die Europäische Kulturhauptstadt 2028 in Budweis wird die Bedeutung solcher Initiativen für die kulturelle Landschaft der Region noch deutlicher. Das Festival Film.Kultur könnte somit der Beginn einer neuen Ära der Zusammenarbeit und des kulturellen Austauschs zwischen Bayern und Böhmen sein.