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Isolation im Gefängnis: JVA Tegel und die langen Wartezeiten der Insassen

In der JVA Tegel in Berlin verbringen Gefangene seit Januar 2023 teils monatelang bis zu 125 Tage in Isolationszellen, was laut dem Berliner Strafvollzugsgesetz nur unter bestimmten Sicherheitsbedingungen zulässig ist, während die Justizverwaltung dringende Maßnahmen zur Verkürzung dieser Isolationszeiten fordert.

Langzeitisolierung von Gefangenen in der JVA Tegel

Berlin (ots)

Die gegenwärtige Situation in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel wirft ernsthafte Fragen hinsichtlich des Umgangs mit Inhaftierten auf. Berichten zufolge verbringen viele Gefangene dort in speziellen Hafträumen monatelang Zeit in Isolation. Diese Praxis hat in den letzten Monaten verstärkt die Aufmerksamkeit von Experten und Menschenrechtsorganisationen auf sich gezogen.

Isolationshaft: Ein kritisches Thema

Das Berliner Strafvollzugsgesetz schreibt vor, dass Gefangene nur unter speziellen Bedingungen länger als 24 Stunden in diesen isolierten Räumen gehalten werden dürfen. Diese Regelung soll sicherstellen, dass die Inhaftierten nicht grundlos isoliert werden, sondern nur für einen begrenzten Zeitraum, wenn ihre Anwesenheit in der regulären Gefangenenbevölkerung als Sicherheitsrisiko angesehen wird. Dennoch gab es Bedenken bezüglich der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer, die laut der Senatsverwaltung für Justiz seit Januar 2023 bei 125 Tagen liegt.

Die Rolle der Justizverwaltung

Die Behörden betonen, dass sie bestrebt sind, die Isolation der Gefangenen so kurz wie möglich zu halten. Regelmäßige Überprüfungen sollen sicherstellen, dass die Inhaftierten in angemessenen Abständen in ihre normalen Zellen zurückkehren können. Dies wirft jedoch Fragen zur Transparenz und zur genauen Vorgehensweise auf. Der Vorsitzende des Berliner Vollzugsbeirates, Olaf Heischel, äußerte seine Besorgnis über die unklaren Kriterien, nach denen die Gefangenen erneut zugewiesen werden können.

Kritik an der Isolation

Die isolierten Hafträume in der Teilanstalt II der JVA Tegel sind stark von den regulären Zellen abgetrennt. Gefangene, die dort untergebracht sind, weil sie angeblich eine Bedrohung für andere schaffen, sind mit erheblichen Einschränkungen konfrontiert. Persönliche Gegenstände sind verboten, und die Inhaftierten dürfen pro Tag nur eine Stunde das Zimmer verlassen. Heischel fordert vehemente Verbesserungen in der psychologischen Betreuung und an Angeboten zur Rehabilitation, damit die Gefangenen die Möglichkeit haben, schneller in den Normalbetrieb zurückzukehren.

Ein Blick in die Zukunft

Die andauernde Isolation sorgt nicht nur für Diskussionen innerhalb der Justizverwaltung, sondern wirft auch Fragen nach der allgemeinen Fairness und der Menschenwürde auf. Es besteht die Gefahr, dass langanhaltende Isolation psychische Schäden bei den Gefangenen hinterlässt. Die Ausarbeitung eines engmaschigen Therapie- und Betreuungsangebots könnte dazu beitragen, eine Balance zu finden zwischen der Sicherheit im Gefängnis und den Rechten und dem Wohlbefinden der Inhaftierten.

Schlussfolgerung

Die aktuellen Entwicklungen in der JVA Tegel verdeutlichen die Notwendigkeit eines Umdenkens hinsichtlich der Haftbedingungen. Ein transparenterer Prozess, der die Rechte der Gefangenen respektiert, könnte nicht nur den Gefangenen selbst zugutekommen, sondern auch das gesamte Justizsystem positiv beeinflussen. Es bleibt abzuwarten, ob die notwendigen Änderungen bald umgesetzt werden, um die derzeitige kritische Lage zu beheben.

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