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Podiumsgespräch im Museum Neukölln: Umschreibungen der Gedenkstättenhistorie

Koloniale Erinnerungen und ihre Bedeutung für die Gegenwart – Expertengespräch im Museum Neukölln

Am Donnerstag, dem 4. Juli 2024, fand im Museum Neukölln das zweite Podiumsgespräch im Rahmen von MUSEUM-im-DIALOG statt, begleitend zur Ausstellung BURIED MEMORIES. Die Diskussion drehte sich um die verschiedenen historischen Schichten des Gedenkensembles auf dem Friedhof am Columbiadamm, bestehend aus dem sogenannten Herero-Stein und der Namibia-Gedenkplatte.

Die Veranstaltung wurde von Dr. Matthias Henkel moderiert und die Experten Dr. Sabine Küntzel und Dr. Patrick Helber brachten ihre verschiedenen Perspektiven ein. Dr. Küntzel, Historikerin und Schriftstellerin, beleuchtete die kolonialen Strukturen, die bis heute in der Gedenkkultur präsent sind. Dr. Helber, Kurator für Bildung und Vermittlung, sprach über die Bedeutung einer zeitgemäßen Aufarbeitung kolonialer Vergangenheiten.

Der historische Kontext wurde ebenfalls aufgegriffen, insbesondere die Zeit nach dem Versailler Vertrag von 1919, als die deutsche Kolonialherrschaft endete. Trotzdem blieben koloniale Ideen präsent, was sich unter anderem in der Umbenennung von Straßen und Plätzen während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus zeigte.

Der Herero-Stein und die Erweiterung des Gedenkensembles um eine Widmung für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten verdeutlichen die kolonialen Kontinuitäten bis in die jüngere Vergangenheit. Erst in den 1990er Jahren regte sich Protest gegen dieses Denkmal, was zur Aufstellung der Namibia-Gedenkplatte im Jahr 2009 führte.

Die Diskussion im Museum Neukölln verdeutlichte die Bedeutung einer kritischen Auseinandersetzung mit kolonialen Erinnerungen und der Notwendigkeit einer antikolonialen Gedenkkultur. Die Forderung nach einem entsprechenden Konzept, die von der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung unterstützt wird, spiegelt das wachsende Bewusstsein für die Aufarbeitung kolonialer Verbrechen wider.

Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie sich an Dr. Matthias Henkel unter matthias.henkel@museum-neukoelln.de wenden.

NAG

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