In Dachau brodelt es! Auf dem ehemaligen Gelände der Papierfabrik, das sich über 1,38 Hektar erstreckt, wird ein neuer Stadtteil geplant, der nicht nur Wohnraum für 2000 Menschen bieten soll, sondern auch ein „Quartiersmanagement“ einführen wird. Diese Entscheidung wurde kürzlich vom Familien- und Sozialausschuss getroffen, um der Anonymität und Isolation des neuen Viertels entgegenzuwirken. Doch die Finanzierung ist noch ungewiss, denn die Eigentümerin, die Isaria, muss sich erst zur Übernahme der Kosten bereit erklären, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Die Pläne für das Papierviertel sind ambitioniert. Neben Wohnraum sollen auch rund 61.000 Quadratmeter Gewerbefläche entstehen. Doch die Bürger von Dachau äußern Bedenken: Sie fürchten, dass das neue Viertel in ein „Ghetto“ abgleiten könnte, geprägt von Gentrifizierung und einer „Gewerbe-Oligarchie“. Der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum und einer lebendigen Nachbarschaft ist laut den Bürgern unüberhörbar. In der Ausschusssitzung betonte Stadträtin Anke Drexler, dass der Fokus auf dem Bau von Wohnungen liegen müsse.
Ein neues „Wir-Gefühl“ schaffen
Um ein starkes Gemeinschaftsgefühl im neuen Stadtteil zu fördern, plant die Stadt Dachau ein Quartiersmanagement. Diese zentrale Anlaufstelle soll nicht nur Veranstaltungen organisieren, sondern auch die Bewohner miteinander vernetzen. Oberbürgermeister Florian Hartmann versicherte, dass die Stadt kein anonymes Neubaugebiet entstehen lassen wolle. Die Angebote und Programme des Quartiersmanagements müssen jedoch noch entwickelt werden, um das gewünschte „Wir-Gefühl“ zu schaffen.
Für den Betrieb des Quartiersmanagements werden voraussichtlich zwei halbe Stellen benötigt, und die Stadt rechnet mit einem Raumbedarf von etwa 300 Quadratmetern. Die Kosten für die Anschubfinanzierung und den Betrieb sollen auf die Eigentümer umgelegt werden, was zu einer jährlichen Belastung von rund 234.000 Euro führen könnte. Die Stadt selbst hat klargestellt, dass sie sich nicht an den Kosten beteiligen wird, was die Verhandlungen mit der Isaria zusätzlich kompliziert.
Die Herausforderungen der Altlastenbeseitigung
Ein weiteres großes Thema ist die Altlastenbeseitigung auf dem Gelände. Diese muss vor Beginn der Neubauten abgeschlossen sein, um sicherzustellen, dass keine Schadstoffe in die neuen Wohn- und Gewerbeflächen gelangen. Das Architekturforum Dachau hat bereits betont, dass die vollständige Beseitigung der Altlasten vor dem Inkrafttreten des Bebauungsplans von höchster Priorität ist, um die Gesundheit der zukünftigen Bewohner zu schützen, wie auch in einer Stellungnahme des Architekturforums Dachau e.V. festgehalten wird.
Die Stadt plant, die Entwicklung des Papierviertels nicht nur als Wohnraum zu gestalten, sondern auch als Ort der Begegnung und des Handels. Die Integration von Einzelhandelsflächen und kulturellen Einrichtungen soll dazu beitragen, dass das Viertel nicht nur ein Wohnort, sondern auch ein lebendiger Teil der Stadt wird. Die geplanten Kultureinrichtungen in den denkmalgeschützten Gebäuden am Mühlenforum könnten das kulturelle Angebot der Altstadt bereichern und die Identität des neuen Viertels stärken.
Die Bürger von Dachau sind gespannt, wie sich das Papierviertel entwickeln wird. Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen ebenso. Mit einem klaren Fokus auf Gemeinschaft und Identität könnte das neue Stadtviertel ein Modell für moderne Stadtentwicklung werden. Die Stadtverwaltung und die Bürger stehen vor der Aufgabe, gemeinsam eine zukunftsfähige Lösung zu finden, die sowohl den Bedürfnissen der Anwohner als auch den Anforderungen an eine nachhaltige Stadtentwicklung gerecht wird, wie das Architekturforum Dachau anmerkt.