Deutschland

Ärztemangel in Deutschland: Ukrainische Mediziner warten auf Anerkennung

Tausende ausländische Ärzte, darunter 1.400 ukrainische Mediziner, warten seit Jahren auf die Anerkennung ihrer Ausbildung in Deutschland, während das Land dringend qualifiziertes medizinisches Personal benötigt, was die bürokratischen Hürden und den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen verdeutlicht.

Stand: 14.08.2024 10:16 Uhr

Der Fachkräftemangel in Deutschland

In Deutschland besteht ein akuter Mangel an Fachkräften, insbesondere im Gesundheitssektor. Gleichzeitig warten rund 1.400 ausländische Ärzte, darunter viele aus der Ukraine, seit Monaten oder gar Jahren auf die vollständige Anerkennung ihrer Qualifikationen, während in den Kliniken personelle Engpässe herrschen. Diese Diskrepanz zwischen Notwendigkeit und bürokratischen Hürden hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Mediziner, sondern auch auf die Patientenversorgung.

Die Herausforderung der Anerkennung

Die durchschnittliche Dauer für die Anerkennung von ausländischen Ärzten beträgt nationale Schätzungen zufolge ein bis drei Jahre. Die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, beschreibt die Situation als „Trauerspiel“. Trotz des Anerkennungsgesetzes, das ursprünglich dazu gedacht war, ausländische Abschlüsse wertzuschätzen, steht die Realisierung häufig dem bürokratischen Aufwand und den unterschiedlichen Anforderungen der 16 Bundesländer im Weg.

Ein Beispiel ist der ukrainische Chirurg Taras Berezhanskyy, der fünf Jahre für seine Approbation warten musste, obwohl er zuvor in der Ukraine bereits als Arzt gearbeitet hatte. Emotionale Belastung geht mit dieser Situation einher: „Du bist richtiger Arzt. Du hast große Erfahrung“, äußert Berezhanskyy und betont die Dringlichkeit des Problems in Zeiten, in denen Deutschland um qualifizierte Fachkräfte kämpft.

Überlässt Deutschland Ärzte anderer Länder?

In der Zwischenzeit suchen viele Ärzte Hoffnung in anderen Ländern. Berezhanskyy schildert, dass einige seiner Kollegen aufgrund der langen Wartezeiten ernsthaft in Erwägung ziehen, in Länder wie Kanada auszuwandern. „Die ganze Welt ist offen für ausländische Ärzte“, bestätigt er und unterstreicht die Herausforderung, in Deutschland zu bleiben, obwohl hier ein dringender Bedarf besteht.

Verbesserungsvorschläge und zentrale Organisation

Fachleute, darunter Johna, fordern eine zentrale Organisation des Anerkennungsprozesses auf Bundesebene, um die Verfahren zu vereinfachen. In Bayern wurde dazu ein Antrag gestellt, um insbesondere die mündlichen Prüfungen vor Priorität zu setzen und den bürokratischen Aufwand zu reduzieren. Judith Gerlach, die Gesundheitsministerin des Freistaates, sieht in der Einführung von digitalen Verfahren einen wesentlichen Schritt in die richtige Richtung. „Es ist nicht einzusehen, warum ein digitaler Weg möglich ist, während gleichzeitig auch noch Papierakten erstellt werden müssen“, sagt sie.

Fazit

Die Situation ausländischer Ärzte, die auf ihre Anerkennung warten, ist symptomatisch für das größere Problem des Fachkräftemangels in Deutschland. Eine grundlegende Reform der Anerkennungsverfahren könnte sowohl den betroffenen Medizinern als auch dem deutschen Gesundheitswesen zugutekommen. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Schritte die Politik unternehmen wird, um diese dringend benötigten Fachkräfte zeitnah in die deutschen Kliniken zu integrieren.

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