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Ärztemangel in Sachsen-Anhalt: Ausländische Ärzte kämpfen um Zulassung

In Sachsen-Anhalt warten viele ausländische Ärzte, darunter auch geflüchtete Mediziner aus der Ukraine, verzweifelt bis zu 18 Monate auf ihre Zulassung, was angesichts des Ärztemangels und der wachsenden Bedeutung internationaler Fachkräfte für die Gesundheitsversorgung dringend eine Entbürokratisierung erfordert.

Die Herausforderung der Berufszulassung für ausländische Ärzte in Sachsen-Anhalt

Halle (ots)

In Sachsen-Anhalt gibt es einen anhaltenden Mangel an Ärzten, der durch lange Bearbeitungszeiten für ausländische Mediziner verschärft wird. Die Anfragen nach Berufserlaubnissen und Approbationen für Ärzte, die im Ausland ausgebildet wurden, nehmen zu. Laut dem Landesverwaltungsamt (LVA) warten derzeit viele Bewerber auf die Erlaubnis, ihre medizinische Fachkenntnis in Deutschland anzuwenden.

Bürokratische Hürden für ausländische Ärzte

Die Hürden für ausländische Ärzte sind signifikant. Während Ende 2023 noch 220 Anträge offen waren, beläuft sich die aktuelle Zahl auf etwa 90. Die Wartezeiten für die Approbation, welche eine uneingeschränkte Berufszulassung bedeutet, gelten mit durchschnittlich 18 Monaten als extrem lang. Überdies müssen ausländische Ärzte bei der Beantragung einer Berufserlaubnis mit einer Wartezeit von neun Monaten rechnen. Gösta Heelemann, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt (KGSAN), kritisiert diese Situation und spricht sich für eine umfassende „Entbürokratisierungsoffensive“ aus.

Die Rolle von Sprachkenntnissen und Antragsqualität

Ein zentraler Faktor für die Verzögerungen sind unzureichende Deutschkenntnisse vieler Antragsteller und die häufig unvollständigen Anträge. Laut Denise Vopel, Sprecherin des LVA, sind viele Unterlagen nicht vollständig, was zu zusätzlichen Nachforderungen führt und die Bearbeitungszeit verlängert. Zudem haben Antragsteller, die sich für die Kenntnisprüfung entscheiden, oft nachteilige Erfahrungen: „Nur etwa die Hälfte der Prüflinge besteht beim ersten Versuch“, so Vopel.

Der steigende Anteil ausländischer Mediziner

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 259 Anträge auf Approbation gestellt, von denen nur 167 bewilligt wurden. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften wächst, denn aktuell arbeiten bereits 1.740 ausländische Ärzte in Sachsen-Anhalt, was einen Anstieg von 460 im Vergleich zu vor fünf Jahren bedeutet. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Mediziner liegt bei 17 Prozent. Die Ursprungsländer dieser Mediziner sind vielfältig, darunter Rumänien, Syrien, Aserbaidschan, Russland und die Ukraine.

Besondere Situation für geflüchtete Ärzte aus der Ukraine

Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist die Situation geflüchteter Ärzte aus der Ukraine. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Jahr 2022 haben 58 ukrainische Ärzte eine Approbation beantragt, aber nur neun erhielten diese Genehmigung. Von 97 beantragten Berufserlaubnissen wurden lediglich 48 erteilt. Diese Zahlen verdeutlichen sowohl die Herausforderung für ausländische Ärzte als auch den dringenden Bedarf an medizinischen Fachkräften in der Region.

Fazit: Ein dringender Handlungsbedarf

Die Wartezeiten für die Zulassung ausländischer Ärzte in Sachsen-Anhalt spiegeln ein größeres Problem wider, das nicht nur die aktuelle Fachkräfteversorgung betrifft, sondern auch die Gesundheitssysteme langfristig gefährden könnte. Um den wachsenden Herausforderungen im Gesundheitswesen begegnen zu können, sind Maßnahmen zur Verbesserung der Bürokratie und zur Unterstützung ausländischer Ärzte dringend erforderlich.

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