Die Diskussion um die Bewerbung der Almwirtschaft als immaterielles Kulturerbe der UNESCO sorgt für hitzige Debatten im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch hat sich für diese Initiative stark gemacht, um die traditionsreiche Almwirtschaft zu schützen und zu fördern. Doch die Almbauern selbst stehen dem Vorhaben skeptisch gegenüber, was die Kreistagsmitglieder in eine Zwickmühle bringt. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, wurde ein ursprünglicher Beschlussvorschlag zur Unterstützung der Bewerbung im Kreistag abgelehnt, da die Almbauern keinen konkreten Nutzen darin sehen.
Der Kreistag hatte zunächst erwogen, die Bewerbung zu unterstützen, doch die Almbauern selbst, die direkt von dieser Entscheidung betroffen wären, äußerten Bedenken. „Wir sehen keinen Sinn in einer Bewerbung“, so die klare Ansage der Almbauern. Selbst eine abgemilderte Formulierung, die lediglich eine „wohlwollende Kenntnisnahme“ der Bewerbung vorsah, fand keine Mehrheit. Der Kreistag entschied sich stattdessen, die Diskussion zu vertagen und weitere Informationen einzuholen.
Kritik an der Bewerbung
Die Bedenken der Almbauern sind nicht unbegründet. CSU-Kreisrat Michael Häsch betonte, dass die Initiative nicht von den Almbauern selbst, sondern von einer Gruppe ausgehe, die nicht direkt betroffen sei. „Es ist anmaßend, eine Bewerbung für den gesamten Alpengürtel abgeben zu wollen“, kritisierte er. Auch der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern hat bereits signalisiert, dass die Almbauern die Bewerbung als kritisch ansehen. „Wir möchten nichts überstülpen, was sie nicht wollen“, fügte Häsch hinzu.
Die Diskussion um die Bewerbung ist nicht nur eine Frage des kulturellen Erbes, sondern auch eine der Identität und der wirtschaftlichen Zukunft der Almbauern. Der Traunsteiner Landrat Walch argumentiert, dass die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe nicht nur das Wissen und die Traditionen schützen würde, sondern auch die Almen als wertvollen Teil der Kulturlandschaft würdigen könnte. „Das könnte auch bei der Güterabwägung bei der Entnahme von Wölfen eine höhere Wertigkeit der almwirtschaftlichen Belange bedeuten“, so Walch.
Die Zukunft der Almwirtschaft
Die Almbauern sind jedoch skeptisch, ob eine solche Anerkennung tatsächlich zu einem Vorteil für sie führen würde. Der Almabtrieb, ein jahrhundertealter Brauch, ist nur eines von vielen Beispielen für die tief verwurzelten Traditionen, die die Almwirtschaft prägen. Doch die Frage bleibt: Bringt die Bewerbung wirklich den erhofften Schutz und die Unterstützung für die Almbauern? Wie die Merkur berichtete, wird die Entscheidung über die Bewerbung vorerst vertagt, bis eine offizielle Stellungnahme des Almwirtschaftlichen Vereins vorliegt.
Die Almbauern stehen also vor einer entscheidenden Frage: Wie kann ihre Tradition in einer modernen Welt bewahrt werden, ohne dass sie dabei ihre Stimme verlieren? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Bewerbung als immaterielles Kulturerbe der UNESCO tatsächlich eine Chance hat oder ob die Bedenken der Almbauern letztlich zu einer Abkehr von diesem Vorhaben führen werden.