Bad Schandau, die charmante Kurstadt in der Sächsischen Schweiz, steht seit Donnerstagabend Kopf. Die einzige Straßenbrücke über die Elbe, die die Bundesstraße 172 führt, wurde aufgrund akuter Einsturzgefahr gesperrt. Bürgermeister Thomas Kunack ist mit Anrufen überhäuft, während die Stadt in zwei Hälften geteilt wird. „Nein, das sind keine Falschmeldungen“, versichert er den besorgten Bürgern, die sich an ihn wenden, wie [Sächsische.de](https://www.saechsische.de/sachsen/nach-der-bruecken-sperrung-bad-schandau-ist-eine-geteilte-stadt-54V5UZUMBBG4LDQHABGS4LU2QI.html?womort=S%C3%A4chsische%2BSchweiz-Osterzgebirge) berichtet. Die Situation erinnert viele an die Anfänge der Besiedlung des Oberen Elbtals, als Orte wie Schmilka nur per Boot erreichbar waren.
Erstmals seit 1877 ist die Sächsische Schweiz ohne Straßenverbindung über die Elbe. Die Brücke, die einst die Verbindung zwischen den beiden Ufern sicherte, wurde nach einer Überprüfung als baufällig eingestuft. Urlauber wie Sara und Matthias Kunze aus Berlin lassen sich jedoch nicht abschrecken und setzen ihre Reise mit der Fähre fort, um das herbstliche Wetter zu genießen.
Die Auswirkungen auf Pendler und Touristen
Die Brückensperrung hat dramatische Folgen für die Pendler. Kai Bigge, der täglich von der linken Elbseite zur Arbeit auf die rechte Seite fährt, sieht sich nun mit einer Fahrtzeit von über einer Stunde konfrontiert, anstatt der gewohnten acht Minuten. „Ich habe mir sofort ein Deutschland-Ticket gekauft“, berichtet er, um die Fähre und seinen E-Scooter zu nutzen. Doch die Umwege und die Unsicherheit über die Dauer der Sperrung belasten ihn und viele andere Berufstätige enorm.
Die Hoteliers in Bad Schandau sind ebenfalls besorgt. Ralf Thiele, ein Hotelier, hat seine Gäste umgehend über die Situation informiert und versucht, Lösungen zu finden, um sicherzustellen, dass seine Mitarbeiter auch nach der Arbeit nach Hause kommen können. Die Fährzeiten wurden bis 22:30 Uhr verlängert, doch die Unsicherheit bleibt.
Rettungsdienst und Verkehrsplanung
Die Brückensperrung hat auch Auswirkungen auf den Rettungsdienst. Ein Rettungswagen wurde sofort nach Königstein verlegt, um die Hilfsfristen auf der linken Elbseite einzuhalten. Die Feuerwehren sind gut aufgestellt, doch die Verkehrsplaner stehen vor einer großen Herausforderung. Uwe Thiele, Geschäftsführer des Regionalverkehrs Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, musste die Fahrpläne umschreiben, um den Schülerverkehr zu sichern. „Nachts um 3 Uhr waren wir fertig“, erklärt er, während er die zusätzliche Fähre organisiert, die für die Schüler eingesetzt wird.
Die Situation ist nicht nur lokal von Bedeutung. Experten des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) stehen unter Druck, da die Brücke aufgrund von Rissbildung und Rostfahnen als gefährdet gilt. Die Brücke wurde erst kürzlich bewertet und erhielt eine Note von 2,5, doch die Risse haben sich schnell vergrößert. Lars Roßmann vom Lasuv erklärt, dass die Brücke aus den 1970er-Jahren stammt und der verwendete Spannstahl unter Dauerbelastung anfällig für Risskorrosion ist.
Die Brücke in Bad Schandau ist nicht das einzige Bauwerk, das auf der Liste der gefährdeten Strukturen steht. Ähnliche Brücken in den alten Bundesländern müssen ebenfalls überprüft werden, da sie mit ähnlicher Technologie gebaut wurden. Die Stadtverwaltung plant, den Unterzug der Brücke teilweise zu öffnen, um den Zustand des Stahls genauer zu bewerten. Ob eine Reparatur möglich ist, bleibt abzuwarten.
Die Brückensperrung hat Bad Schandau in eine kritische Lage versetzt, die sowohl die lokale Bevölkerung als auch die Touristen betrifft. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um die Sicherheit der Brücke zu gewährleisten und die Mobilität in der Region wiederherzustellen.