Am Montagnachmittag kam es im Kölner Hauptbahnhof zu mehreren brutalen Angriffen auf Frauen. Ein 36-Jähriger attackierte gegen 13.30 Uhr am Bahnsteig 10/11 eine Frau und schlug ihr wiederholt mit der Faust ins Gesicht, während gleichzeitig eine S-Bahn einfuhr. Der Vorfall, der von zahlreichen Reisenden beobachtet wurde, sorgte für Aufsehen. Nachdem der Angreifer die erste Frau losließ, griff er eine weitere Frau am Treppenabgang an. Nur durch das Eingreifen eines Reisenden konnte eine weitere Eskalation verhindert werden. Trotz seiner anfänglichen Flucht wurde der Tatverdächtige später festgenommen.
Die ersten ärztlichen Untersuchungen zeigten, dass das erste Opfer mit Kopfschmerzen und Schwellungen am Kopf ins Krankenhaus gebracht werden musste. Ermittlungen ergaben zudem, dass der 36-Jährige zuvor am Bussteig des Breslauer Platzes eine weitere Frau attackiert hatte. Der Mann, bereits wegen Gewaltdelikten bekannt, wurde in eine Klinik eingewiesen. Aufgrund der Schwere der Taten ordnete das Kölner Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft eine vorläufige Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an.
Psychische Erkrankung als Faktor
Hinweise auf eine schwere psychische Erkrankung des Täters deuten darauf hin, dass diese seine Schuldfähigkeit erheblich beeinträchtigen könnte. In einer ersten Maßnahme wird der Beschuldigte von einem Sachverständigen psychiatrisch untersucht. Dieser Fall ist Teil eines alarmierenden Trends, der in dem aktuellen Lagebild „geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ der Bundesregierung dokumentiert ist.
Laut dem Bericht wurden 2023 in Deutschland 938 Mädchen und Frauen Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdeliktes. Eine erschreckende Zahl sind die 360 getöteten Frauen, was fast täglich einen Femizid bedeutet. Besonders hervorzuheben ist, dass der Anteil weiblicher Opfer in Paarbeziehungen bei 80,6% liegt. Bundesfrauenministerin Lisa Paus hat betont, dass Gewalt gegen Frauen für viele zur alltäglichen Realität gehört und setzt sich für niedrigschwelligen Schutz und Beratung ein.
Strategien zur Gewaltverhinderung
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat sich für härtere Strafen für Täter ausgesprochen, ebenso wie für mehr Unterstützung für die Opfer. Maßnahme wie verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings und elektronische Fußfesseln stehen zur Diskussion. In der jüngsten Zeit wurde zudem ein Anstieg frauenfeindlicher Straftaten im Bereich politisch motivierter Kriminalität festgestellt. 2023 gab es einen Anstieg um 56,3% auf 322 Straftaten im Vergleich zum Vorjahr.
Zusätzlich beklagt Michael Kretschmer, Vizepräsident des Bundeskriminalamtes, ein großes Dunkelfeld in den Bereichen Häusliche und Digitale Gewalt. 2022 waren über 17.193 Frauen und Mädchen Opfer von digitaler Gewalt, was einen Anstieg um 25% bedeutet. Ein besorgniserregender Trend, der den Handlungsbedarf zeigt. Die Bundesregierung hat in diesem Kontext auch das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ eingerichtet, das rund um die Uhr kostenlose und anonyme Beratung anbietet.
Die Ereignisse im Kölner Hauptbahnhof werfen erneut ein Licht auf die Problematik der Gewalt gegen Frauen in Deutschland und belegen die Dringlichkeit von Schutz- und Präventionsmaßnahmen, die dringend gefordert werden. Diese Vorfälle sind kein Einzelfall, sondern Teil eines weitreichenden gesellschaftlichen Problems, das nicht ignoriert werden darf.