Am 5. Februar 2025 fand der Gießener Tag für hausärztliche Medizin statt, bei dem Facharzt Wolf Eckert die Zukunft der hausärztlichen Versorgung bis 2040 thematisierte. Die Veranstaltung reflektierte die bescheidene Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen und skizzierte die Herausforderungen, mit denen das System konfrontiert ist. Eckert wies darauf hin, dass die aktuelle ärztliche Versorgung langfristig unhaltbar ist, sofern keine drastischen Anpassungen vorgenommen werden. Der demografische Wandel verstärkt diese Problematik zusätzlich. Steigende Kosten, ein akuter Personalmangel und eine allgemeine Überbürokratisierung verschärfen die Situation weiter.
Eine Umfrage zeigt, dass 60 Prozent der Bundesbürger eine Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung in den nächsten fünf Jahren befürchten. Symptome wie ein hoher Dokumentationsaufwand und eine Verknappung der Arbeitszeiten treiben die Sorgen vor einer Abnahme der Versorgungsqualität an. Die Diskussion über die Ökonomisierung der Medizin ist ein weiteres zentrales Thema. Der Fokus auf Profitmaximierung führt zu Veränderungen, die die klassische Arzt-Patienten-Beziehung belasten.
Technologische Innovationen in der Medizin
Auf der Veranstaltung thematisierte Eckert die Notwendigkeit, Technologien wie mobile Apps, tragbare Geräte und Künstliche Intelligenz (KI) zur Symptomanalyse und Diagnosen zu nutzen. Diese Technologien könnten eine Alternative zu traditionellen Arztpraxen darstellen und wären besonders im Falle einer fortschreitenden digitalen Transformation von Vorteil. Der Einsatz von KI im Gesundheitswesen wird als notwendig erachtet, um die Effizienz zu steigern und den wachsenden Bedarf an Gesundheitsleistungen zu decken. Eine systematische Analyse medizinischer Daten könnte die Erkennung von Krankheiten verbessern und individuellere Therapien ermöglichen, wodurch sich neue Heilungschancen ergeben.
Dennoch gibt es Bedenken hinsichtlich der Kontrolle über Gesundheitsdaten durch Technologieunternehmen. Kritiker befürchten, dass der Datenschutz nicht ausreichend gewährleistet ist. Künstliche Intelligenz könnte falsche Diagnosen liefern, was bei der engen Verknüpfung von Technik und Medizin ernsthafte Risiken birgt.
Körbe der Regulierung und Kundenerwartungen
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es entscheidend, dass Vertrauen und Transparenz etabliert werden. Ein klarer rechtlicher Rahmen, wie es der EU Artificial Intelligence Act vorsieht, könnte hierbei helfen. Dieser gesetzliche Rahmen definiert Risikoeinstufungen für KI-Anwendungen und sorgt dafür, dass Hersteller von hochriskanten KI-Systemen umfangreiche Dokumentationen bereitstellen müssen.
Auf der Patientenseite könnten KI-gestützte Systeme wie ChatBots und VoiceBots die Kommunikation und Terminvergabe erleichtern. Patienten könnten ihre Gesundheitsdaten eigenverantwortlich verwalten und damit eine selbstbestimmte Rolle im Behandlungsablauf einnehmen. Der EU AI Act würde es ermöglichen, sicherzustellen, dass KI-Systeme den hohen Anforderungen an Sicherheit und Transparenz entsprechen und gleichzeitig die Akzeptanz von KI im Gesundheitswesen fördern.
Insgesamt zeigt der Gießener Tag für hausärztliche Medizin, dass der Weg in die digitale Zukunft sowohl Potenziale als auch Risiken birgt. Die Akzeptanz der Technologien wird insbesondere durch die Wahrung von Datenschutz und gesundheitlicher Sicherheit entscheidend mitbestimmt. Ein pragmatischer Umgang mit den neuen Möglichkeiten könnte die Qualität der Gesundheitsversorgung langfristig verbessern und den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen.