Die Frauenberatungsstellen in Deutschland und Österreich erleben derzeit einen dramatischen Anstieg des Beratungsbedarfs. In der Frauenberatungsstelle im Kreis Heinsberg wird die Anzahl der Vollzeitstellen aufgestockt, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Die Politik hat entschieden, die Stelle um 0,5 Vollzeitstellen zu erweitern, was die Gesamtzahl auf zwei Stellen erhöht, vorausgesetzt, das Land übernimmt die Förderung. Dies geschah trotz der Bedenken der Verwaltung, die keinen akuten Bedarf sah, da die Beratungszahlen im Jahr 2023 nur bei 63 Prozent lagen, wie die Aachener Zeitung berichtete.
Die Entscheidung des Kreisausschusses zeigt jedoch, dass die Politik die zukünftige Entwicklung im Blick hat. Andrea Reh von der SPD betonte, dass die Kosten für den Kreis bei einer Förderung durch das Land gering seien. In den letzten drei Jahren wurden in der Beratungsstelle 112 Fälle von sexualisierter Gewalt registriert, und Reh vermutet, dass die Inanspruchnahme der Beratungsangebote „drastisch“ steigen könnte, wenn diese besser bekannt werden.
Steigender Druck auf Frauen und Familien
In Österreich ist die Situation ähnlich. Doris Horvath, die Leiterin der Frauenberatungsstelle in Oberpullendorf, berichtet von einem Anstieg der Beratungen um etwa 20 Prozent seit dem Sommer. Die psychische Belastung der Klientinnen hat sich durch die Pandemie verstärkt, und die Sorgen um Jobverlust und Kinderbetreuung nehmen zu. „Die Menschen sind zwar hoffnungsvoll, aber die Unsicherheit, wie es weitergeht, wächst“, erklärt sie. Diese Probleme betreffen Frauen jeden Alters, von Teenagern bis zu Pensionistinnen, und die hohe Jugendarbeitslosigkeit trägt zur Perspektivlosigkeit bei, wie Kurier berichtet.
Die Beratungsstelle in Oberpullendorf sieht sich auch mit Themen wie Gewalt konfrontiert. Während die Zahl der polizeilichen Betretungsverbote während des Lockdowns gesunken ist, ist die Hemmung, die Polizei zu rufen, in ländlichen Gebieten größer. Nach dem Lockdown stieg die Zahl der Wegweisungen, was auf die anhaltenden Probleme hinweist.
Die Notwendigkeit von Unterstützung
Die Frauenberatungsstellen sind nicht nur Orte der Hilfe, sondern auch der sozialen Interaktion. Horvath betont, wie wichtig es ist, dass Frauen ein offenes Ohr finden, um ihre Sorgen abladen zu können. In der Weiberwirtschaft, einem sozialökonomischen Projekt, haben Frauen die Möglichkeit, sich zu treffen und soziale Kontakte zu pflegen. „Es wäre wichtig, dass sich die Leute etwas Gutes tun und das Leben – bei allen derzeitigen Einschränkungen – auch genießen“, appelliert sie.
Die Entwicklungen in den Frauenberatungsstellen zeigen, dass die Nachfrage nach Unterstützung steigt und dass die Politik reagiert, um den Bedürfnissen der Frauen gerecht zu werden. Die Herausforderungen, mit denen Frauen konfrontiert sind, sind vielfältig und erfordern ein starkes Netzwerk an Unterstützung und Ressourcen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl in Deutschland als auch in Österreich die Frauenberatungsstellen vor einer wachsenden Herausforderung stehen. Die Politik hat erkannt, dass die Unterstützung dieser Einrichtungen von entscheidender Bedeutung ist, um den steigenden Bedarf zu decken und Frauen in schwierigen Lebenslagen zu helfen.