In Michendorf, einem kleinen Ort in Deutschland, wird ein ganz besonderes Ereignis gefeiert: Gertrud Oertel, die auf einem historischen Foto aus dem Jahr 1927 zu sehen ist, wird am 11. November 110 Jahre alt. Dieses Bild zeigt eine Gruppe von Kindern, die im Herthasee baden, und Gertrud ist die zweite von rechts, die fröhlich in die Kamera lächelt. Das Foto hat nicht nur nostalgischen Wert, sondern dient auch als Erinnerung an eine Zeit, als der Herthasee noch in voller Pracht erstrahlte. Laut einem Bericht von MAZ wurde der See nach einer Renaturierung im Jahr 2023 wiederhergestellt, auch wenn er nicht mehr die Größe von vor 100 Jahren hat.
Gertrud Oertel, die am 11. November 1914 in Seddin geboren wurde, ist nur ein Jahr jünger als der älteste Mensch in Deutschland. Ihr Neffe Klaus Oertel berichtet, dass sie sich auch heute noch für Politik interessiert und regelmäßig die Nachrichten im Fernsehen verfolgt. „Sie erzählt mir jetzt manchmal, was der Trump so macht“, sagt er stolz. Ihre enge Beziehung zeigt sich in den liebevollen Dialogen, die sie führen. Wenn Klaus ihr rät, sich auszuruhen, kontert sie oft mit: „Komm‘ du erstmal in mein Alter.“
Ein Leben voller Erinnerungen
Gertrud hat in ihrem langen Leben viele Höhen und Tiefen erlebt. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie am Fahrkartenschalter im Bahnhof von Michendorf und erinnert sich noch gut an die dramatischen Ereignisse jener Zeit. Eine Fliegerbombe explodierte nahe des Bahnhofs, was ihr Leben für immer prägte. Ihr Neffe erzählt von einem weiteren tragischen Vorfall: „Am Kreuzpunkt in Michendorf ist meine Schwester 1945 von einem sowjetischen Armeefahrzeug angefahren worden. Meine Tante brachte sie mit dem Pferdefuhrwerk nach Potsdam ins Krankenhaus.“ Leider konnte die Schwester nicht gerettet werden und starb im Alter von nur sieben Jahren.
Doch Gertrud Oertel ist nicht nur eine Überlebende, sondern auch eine Frau mit einem großen Herzen. Sie nahm ein dreijähriges Heimkind bei sich auf und zog es wie eine eigene Tochter groß. Auch im Alter von 84 Jahren reiste sie mit ihren Enkelkindern bis nach Tunesien. „Meine Tante hat viel für andere getan. Für mich und meinen Bruder war sie immer da“, sagt Klaus Oertel.
Der 110. Geburtstag: Ein Grund zum Feiern
Gertrud Oertel hat kein geheimes Rezept für ein langes Leben, aber sie weiß, was ihr schmeckt. „Wenn es ihr schmeckt, isst sie wie ein Weltmeister“, sagt ihr Neffe. Ihre Vorliebe für die deutsche Küche ist ungebrochen, und zum Kaffee mag sie am liebsten ein Bäckerbrötchen mit Honig und Marmelade. „Langsam reicht es“, sagt sie manchmal, aber der Lebenswille ist stark. Kurz vor ihrem 110. Geburtstag hat sie sogar Anprobe für die Feier gemacht. Um den großen Tag gebührend zu feiern, wird ihr Geburtstag gleich dreimal gefeiert, um die Gäste zu verteilen.
Gertrud lebt heute in einer Senioreneinrichtung in Berlin und wird am 11. November von ihrem Neffen und vielen anderen Gratulanten gefeiert. „Nächstes Jahr feiert sie am 11.11. ihren 111. Geburtstag. Ich freu‘ mich drauf“, sagt Klaus Oertel voller Vorfreude. Ihre Lebensgeschichte ist nicht nur eine Chronik der Vergangenheit, sondern auch ein lebendiges Zeugnis für die Kraft des Lebens und die Bedeutung von Familie und Freundschaft, wie auch MAZ berichtet.
