Die Adventskirche in Niedervellmar wird vorübergehend geschlossen, und dies aus ernsthaften Sicherheitsgründen. Bei einer Routineüberprüfung wurden durchhängende Dachbalken festgestellt, die sich als potenzielle Gefahr herausgestellt haben. Dieser Gesundheitszustand der Kirche zwingt die Gemeinde, die Räumlichkeiten für voraussichtlich zwei bis drei Monate zu schließen, wie hna.de berichtet.
Die betroffenen Dachbalken sind bis zu 14 Meter lang und weisen eine Durchbiegung von 15 Zentimetern auf, während maximal nur fünf Zentimeter zulässig sind. Die Prüfung, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, brachte zudem genagelte Holzbinder aus dem Jahr 1959 zutage. Diese Alterserscheinungen werfen Fragen zur Stabilität auf, insbesondere angesichts der Schneelasten, die in früheren Jahren Probleme verursacht haben könnten.
Statik und Forschung
In den kommenden vier Wochen wird ein großes Gerüst im Inneren der Adventskirche errichtet, damit ein Statiker die Holzbinder genauer untersuchen kann. Ziel dieser Prüfung ist es, festzustellen, ob eine Verstärkung der Träger notwendig ist. Aktuell gibt es keine akute Einsturzgefahr, selbst unter Berücksichtigung der Schneelasten, die auf dem Dach liegen. Dennoch bleibt die Frage offen, wie stabil die Kirche bei extremen Wetterbedingungen wäre, die sie in der Vergangenheit bereits herausgefordert haben.
Ein wichtiger Aspekt ist die Zusammenarbeit mit der Universität Kassel. Vertreter der Uni waren bei einem Termin mit dem Denkmalschutz anwesend und die Kirche wird zum Forschungsobjekt für ein Projekt, das darauf abzielt, eine Künstliche Intelligenz zur Berechnung der Statik von Gebäuden zu entwickeln. Diese innovative Herangehensweise könnte weitreichende Implikationen für die Erhaltung von Kirchenbauten haben.
Sicherheitsprüfungen in anderen Kirchen
Die Schließung der Adventskirche reiht sich in eine Vielzahl von Sicherheitsprüfungen ein, die derzeit in der Region durchgeführt werden. Nach dem Einsturz des Daches der katholischen Elisabethkirche in Kassel, der Anfang November stattfand und bei dem glücklicherweise niemand schwer verletzt wurde, überprüfen zahlreiche evangelische und katholische Kirchen die Stabilität ihrer Gebäude. Wie katholisch.de berichtet, liegt der Fokus der Untersuchungen insbesondere auf Bauwerken aus den 1960er und 1970er Jahren.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat bereits 70 Gebäude aus dieser Zeit untersucht, wobei sechs davon gesperrt wurden. Zu den gesperrten Bauten gehören auch Kirchen in Städten wie Frankfurt am Main und Darmstadt. Ähnliche Maßnahmen treffen Erzbistümer und Bistümer in ganz Deutschland, um mögliche Gefahren rechtzeitig zu identifizieren.
Die Adventskirche selbst hat in dieser schwierigen Zeit bemerkenswerte Solidarität erfahren. Die katholische Kirche hat großzügig angeboten, Räume für kleinere Veranstaltungen und Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Dies zeigt den Gemeinschaftssinn und die Unterstützung innerhalb der religiösen Gemeinschaft, während gleichzeitig wichtige Sicherheitsfragen angegangen werden.