Das wohl letzte Kapitel des Modellbaulands in Fulda wird bald geschrieben. Der traditionsreiche Modellbauladen, der seit fast 40 Jahren am Gemüsemarkt ansässig ist, schließt am 28. Februar 2025 seine Türen. Senior-Chef Wolfgang Bohn, der das Geschäft vor acht Jahren übernommen hat, bedauert diesen Schritt zutiefst, sieht jedoch keine Möglichkeit, das Geschäft weiterzuführen. Die Gründe für die Schließung sind vielfältig: steigende Kosten für Strom und Miete sowie eine abnehmende Kundenfrequenz. „Der Zug ist abgefahren“, beschreibt Bohn die Situation eindrücklich und hebt hervor, dass die Konkurrenz durch Online-Shopping und die Verfügbarkeit günstigerer Produkte aus dem Ausland maßgeblich zur Entscheidung beiträgt. Dies berichtet Fuldaer Zeitung.
Im vergangenen Sommer fiel Bohn bereits ein Rückgang der Kunden auf. Trotz eines kurzen Umsatzschubs während der Coronajahre, hat sich das Kundenverhalten nachhaltig verändert, was die Lage zusätzlich verschärft hat. Besonders auffällig ist das Nachlassen der Begeisterung für den Eisenbahnmodellbau, die einst eine starke Klientel in Fulda anlockte. In den 1980er Jahren waren in der Stadt noch sieben Modellbauläden aktiv, während heute nur noch das eine verbleibende Geschäft übrig bleibt. Martin Gass, ein langjähriger Modellbahnfan, sieht zudem Nachwuchsprobleme im Modellbau und erklärt, dass die Hauptzielgruppe, die Über-50-Jährigen, immer rarer wird.
Die letzten Verkaufsaktionen
Der Räumungsverkauf für das Modellbauland hat bereits begonnen und bietet den Kunden die Möglichkeit, bis Ende Februar 2025 mit einem Rabatt von 20 Prozent auf verschiedene Modellbauteile, -autos und -eisenbahnen einzukaufen. Unter den Sammlerstücken befinden sich auch Sondermodelle, die bis zu 700 Euro kosten können. Trotz des Rückgangs hofft Bohn, durch persönliche Hausbesuche bei seinen Kunden, die in der Vergangenheit hohe Summen – bis zu 15.000 Euro jährlich – für Modellbauartikel ausgaben, eine letzte Verbindung aufrechterhalten zu können.
Bohns Sohn, Dominic, sollte das Geschäft einst übernehmen, jedoch entschied sein Vater, ihn vor finanziellen Schulden zu schützen. Nach der Schließung plant Wolfgang Bohn, weiterhin privat im Modellbau tätig zu sein. Er hat bereits Anfragen von der Stadtpolizei und dem Feuerwehrmuseum Fulda erhalten, um kleine Szenen zu bauen, und will unter anderem eine Miniatur-Variante des historischen Hexenturms erstellen.
Der Einfluss des Online-Handels
Die Schließung des Modellbaulands ist symptomatisch für den Wandel im Einzelhandel, der durch den Aufstieg des Online-Handels in den letzten Jahren geprägt wurde. Bequemlichkeit, Zugänglichkeit und Preisvergleiche ziehen immer mehr Kunden in die digitalen Märkte. Digital Zentral hebt hervor, dass stationäre Einzelhändler neue Geschäftsmodelle entwickeln müssen, um mit dem Online-Handel zu konkurrieren. Innovative Konzepte wie Click-and-Collect sind mittlerweile von großer Bedeutung, um das Einkaufserlebnis zu optimieren und die Kundenbindung durch persönliche Beratung zu stärken.
Trotz eines leichten Rückgangs des Umsatzes im deutschen Online-Handel im Jahr 2022, steigt der Umsatz der führenden B2C-Onlineshops weiterhin. Lokale Geschäfte, wie das Modellbauland in Fulda, sind von dieser Entwicklung zunehmend bedroht. Das Resultat ist nicht nur der Verlust eines Geschäfts, sondern auch der Verlust eines wesentlichen Teils der örtlichen Gemeinschaft, die sich um die Leidenschaft für das Modellbauen gekreist hat.
Die Zukunft des Einzelhandels verlangt Flexibilität und Innovationsbereitschaft. Während das Modellbauland in Fulda schließt, stellt sich die Frage, wie andere kleine Geschäfte diesen Herausforderungen begegnen können, um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden.