Einen tiefen Schnitt in die lange Tradition des Modellbaus in Fulda markiert die bevorstehende Schließung des Modellbaulands. Der bekannte Laden am Gemüsemarkt, der seit fast 40 Jahren besteht, schließt seine Pforten am 28. Februar, wie Fuldaer Zeitung berichtet. Senior-Chef Wolfgang Bohn bedauert diesen Schritt zutiefst, sah jedoch keine andere Möglichkeit mehr.
Bohn hat den Laden vor etwa acht Jahren übernommen, nachdem er von Hans-Joachim Glebe gegründet wurde. Trotz eines Umsatzzuwachses während der Pandemie hat der Laden mit gestiegenen Kosten für Strom und Miete zu kämpfen. Auch die sinkende Faszination für den Modellbau, insbesondere im Bereich Eisenbahnmodellbau, ist ein wesentlicher Grund für das Aus des Geschäfts.
Ursachen für die Schließung
Der Online-Handel wird als einer der Hauptgründe für die rückläufigen Umsätze genannt. Viele Kunden besuchen den Laden zwar, kaufen jedoch nicht. Die Konkurrenz durch günstigere Produkte aus dem Ausland hat die Lage zusätzlich verschärft. Bohn bietet zwar Ratenzahlungen an, doch das reicht nicht aus, um die Kunden zum Kauf zu bewegen. Auch andere klassische Modellbauläden in Deutschland mussten in den letzten Monaten ihre Türen schließen, darunter das Miniaturland Little-Big-City in Berlin.
Für den Modellbau-Enthusiasten und langjährigen Mitarbeiter Martin Gass ist die Situation alarmierend: „Die Liebe zur Eisenbahn hat stark abgenommen, und das Publikum, das dieses Hobby pflegt, wird älter“, so Gass, der seit 50 Jahren dem Modellbahnvirus verfallen ist. Tatsächlich gab es in den 1980er Jahren in Fulda noch sieben Modellbauläden, von denen nun nur der am Gemüsemarkt übrig bleibt.
Die Zukunft des Modellbaus in Fulda
Trotz der Schließung plant Wolfgang Bohn, weiterhin privat im Modellbau aktiv zu sein. Anfragen von der Stadtpolizei und dem Feuerwehrmuseum Fulda liegen bereits vor, um kleine Modelle von Szenen nachzubauen. Es besteht auch Interesse aus der Schweiz, etwa für eine Miniatur-Variante des Hexenturms in Fulda. „Ich bleibe der Modellbau-Community treu, auch ohne das Geschäft“, verspricht Bohn.
Die Situation des Modellbaulands spiegelt einen größeren Wandel im Einzelhandel wider. Viele Geschäfte kämpfen mit technologischen Veränderungen und sich ändernden Kundenbedürfnissen, was durch den Aufstieg des Online-Handels verstärkt wird. Osthessen News berichtet, dass die Generationsübergabe im Modellbau nicht mehr funktioniert wie früher. Junge Menschen ziehen zunehmend digitale Unterhaltungsformen vor und verzichten auf die klassischen Hobbys.
Ein Ausblick auf den Einzelhandel
Die Herausforderungen, die Geschäftsinhaber wie Wolfgang Bohn betreffen, zeigen die Notwendigkeit innovativer Ansätze im Einzelhandel. Veränderte Kundenbedürfnisse, unterstützt durch technologische Innovationen wie Künstliche Intelligenz, erfordern eine Anpassung der Geschäftsstrategien. Unternehmen müssen sich proaktiv den neuen Marktbedingungen anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, wie COSYS festgestellt hat.
Mit dem Räumungsverkauf, der mit einem Rabatt von 20 % bis Ende Februar 2025 läuft, erhalten die letzten Kunden die Möglichkeit, Modellbauteile, Modellautos und -eisenbahnen zu erwerben. Ob es einen Nachmieter für die Geschäftsräume geben wird, steht noch in den Sternen.
Die Schließung des Modellbaulands ist nicht nur ein Verlust für Fulda, sondern ein Zeichen für die Herausforderungen, mit denen der Einzelhandel insgesamt konfrontiert ist. Wolfgang Bohn und sein Team haben während ihrer Zeit im Geschäft vielen Modellbauern Freude bereitet, doch die Zukunft des Modellbaus in der Stadt sieht düster aus.