Tegut, ein bekanntes Lebensmittelunternehmen mit Sitz in Fulda, steht in der Krise. Der Schweizer Mutterkonzern Migros hat Ende November 2024 umfassende Sanierungsmaßnahmen angekündigt, die nun erste spürbare Folgen zeigen. Aufgrund unzureichender Umsatz- und Profitabilitätsentwicklung sieht sich Tegut gezwungen, 120 Vollzeitstellen abzubauen und über 30 Filialen zu verkaufen. Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren Sanierungsprogramms, das darauf abzielt, einen seit Jahren anhaltenden Negativtrend zu stoppen und die Zukunft des Unternehmens zu sichern, wie Fuldaer Zeitung berichtet.
Bereits in Fulda haben die ersten Kündigungen stattgefunden. Thomas Gutberlet, der langjährige Geschäftsführer von Tegut, hat das Unternehmen nach der Ankündigung der Sanierungsmaßnahmen sofort verlassen. In der neuen Geschäftsführung sind jetzt Sven Kispalko als Restrukturierungschef, Karl-Christian Bay als Finanzchef und Robert Schweininger als operativer Chef verantwortlich. Über die konkreten Standorte, die von den Filialverkäufen betroffen sein werden, herrscht jedoch Unklarheit, wobei Schätzungen zufolge etwa 30 bis 35 Standorte identifiziert werden könnten.
Sozialverträglicher Personalabbau
Der Stellenabbau wird vorrangig zentrale Dienste in der Fuldaer Zentrale sowie die Logistikarbeitsplätze im neuen Logistikzentrum in Michelsrombach betreffen. Migros betont, dass die Maßnahmen sozialverträglich umgesetzt werden sollen. Dies schließt Angebote zur einvernehmlichen Beendigung des Arbeitsverhältnisses für betroffene Mitarbeitende ein. Der Betriebsrat war in die Gespräche eingebunden und äußerte Bedenken über eine wachsende Tendenz zur Eigenkündigung. Der Betriebsrat hofft, dass dieser Trend nicht anhält, da dies die Situation weiter verschärfen könnte.
Tegut führt derzeit Gespräche mit möglichen Käufern, um die betroffenen Standorte zu neuen Betreibern zu übergeben. Ziel ist es, die bestehenden Teams an den Filialen weiterzuführen, was in Anbetracht der anstehenden Veränderungen von großer Bedeutung ist. Insgesamt betreibt Tegut in Deutschland rund 350 Filialen, eine Zahl, die durch die jüngsten Übernahmen, wie die der Bio-Supermarktkette Basic mit ihren 19 Standorten, beeinflusst wurde.
Die Herausforderung der Profitabilität
Die Sanierungsmaßnahmen sind eine Antwort auf die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen Tegut gekämpft hat. Laut Hessenschau hat das Unternehmen in den letzten Jahren vermehrt Verluste geschrieben und die Umsätze sowie Erträge blieben hinter den Erwartungen zurück. Im Jahr 2023 setzte Tegut in 345 Verkaufsstellen 1,28 Milliarden Euro um, ein Plus von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, jedoch ohne Angaben zum Gewinn. Die Sanierungsmaßnahmen umfassen auch die Streichung von rund 1500 Stellen im gesamten Konzern, welcher sich auf die vier Kernbereiche Food, Non-Food, Gesundheit und Migros Bank konzentriert.
Die Gewerkschaft Verdi äußerte bedauernd, dass diese Entscheidungen unweigerlich zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen und hofft auf den Erhalt möglichst vieler Stellen. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die langfristige Zukunft von Tegut auf, das seit 2012 zur Migros Zürich gehört und einen hohen Bio-Anteil in seinen Sortiment hat. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen müssen, ob die eingeschlagenen Sanierungsschritte ausreichen, um das Unternehmen wieder auf den Wachstumspfad zu bringen, oder ob weitere Maßnahmen notwendig sein werden, wie auch watson.ch anmerkt.