Jan P. wird voraussichtlich für die nächsten zwei Jahrzehnte hinter Gittern bleiben. Der Mann, der die 14-jährige Ayleen im Juli 2022 ermordete, wurde 2024 vom Landgericht Gießen zu lebenslanger Haft verurteilt. Psychiater Hartmut Pleines, der als Sachverständiger im Folgeverfahren auftrat, äußert wenig Hoffnung auf eine positive Veränderung bei Jan P. und klassifiziert ihn als hochgradig gefährlich und einen Kandidaten mit sehr hohem Rückfallrisiko für Sexualstraftaten. Diese Einschätzung wirft ein besorgniserregendes Licht auf die Zukunft des Verurteilten und das Sicherheitsrisiko, das er möglicherweise für die Gesellschaft darstellt.
Der Mord an Ayleen war nicht nur grausam, sondern auch sexuell motiviert. Jan P. hatte die Schülerin über das Internet kennengelernt und manipuliert. Laut einer Gerichtsverhandlung hatte er sie unter Druck gesetzt, ihm Nacktfotos zuzusenden. Ayleen wurde schließlich entführt und 300 Kilometer entfernt in einem Waldstück in Hessen ermordet. Der Vorsitzenden Richterin Regine Enders-Kunze zufolge hatte das Opfer „keine Chance“. Jan P. erwürgte Ayleen und versenkte ihren Leichnam in einem See. Sie wurde eine Woche nach ihrem Verschwinden gefunden, und Jan P. wurde am selben Tag festgenommen, als in seiner Wohnung persönliche Gegenstände von Ayleen sichergestellt wurden.
Langfristige Gefährlichkeit und psychische Gesundheit
Pleines diagnostizierte bei Jan P. eine dissoziale Persönlichkeitsstörung mit psychopathischen Zügen und eine Dissexualität. Er weist zudem einen niedrigen IQ von 76 auf, was seine soziale und emotionale Entwicklung negativ beeinflusst hat. Bereits im Kindergartenalter zeigten sich bei ihm Sozialverhaltensstörungen, die trotz professioneller Unterstützung zunahmen. Nach über zehn Jahren in einer forensischen Psychiatrie sind laut Pleines keine substantiellen Fortschritte in seiner Persönlichkeitsentwicklung festzustellen.
Ein weiterer besorgniserregender Aspekt ist das Muster von Dominanz und Manipulation in Jan P.s Beziehungen zu Frauen. Bereits im Grundschulalter zeigte seine sexuelle Entwicklung grenzüberschreitende Verhaltensweisen. Pleines dokumentiert, dass Jan P. offensichtlich Frauen als Objekte sieht und keinen Reue für seine Taten empfindet. Ein Kollege von Pleines hatte bereits 2007 festgestellt, dass Jan P. Gleichgültigkeit gegenüber rechtlichen Normen zeigte.
Rückfallprognosen und die gesellschaftliche Verantwortung
Die Rückfallprognosen für Sexualstraftäter sind ein komplexes Thema. Studien haben gezeigt, dass Instrumente wie Static-99 und SVR-20 zwar nützliche Indikatoren liefern können, jedoch auch zu falsch-positiven Einschätzungen führen. Diese Instrumente weisen in vielen Fällen eine signifikante, jedoch nicht immer präzise Vorhersagekraft auf. Insbesondere bei Jan P. könnte das hohe Rückfallrisiko, das Pleines und andere Psychiater beobachten, erschreckend realistisch sein.
Der Bürgermeister von Gottenheim, Christian Riesterer, zeigte sich erleichtert über das Urteil und hofft, dass Jan P. nie wieder auf freien Fuß kommt. Die erneute Anklage gegen ihn, nachdem er im Juni 2022 vor einer 13-Jährigen ein unangemessenes Verhalten im Videotelefonat zeigte, verdeutlicht die Dringlichkeit des Themas.
Der Bundesgerichtshof bestätigte zwar die lebenslange Haftstrafe, jedoch wurde eine frühere Verurteilung wegen kinderpornografischer Schriften als zu hoch angesetzt. Die Staatsanwaltschaft in Gießen arbeitet weiterhin an dem Fall, um sicherzustellen, dass Jan P. seine Strafe vollständig verbüßt.