In Hessen ereignen sich mehr als die Hälfte aller Verkehrsunfälle innerorts. Um die Verkehrssicherheit zu verbessern, fand kürzlich eine Informations- und Diskussionsveranstaltung des Landkreises Gießen in der Limeshalle in Grüningen statt. Dabei waren fast 40 Zuhörer anwesend, überwiegend aus Ordnungsämtern und der Ordnungspolizei. Der Verkehrsingenieur im Ruhestand Wolfram Mischer berät dabei die Kreiskommunen zur Verkehrssicherheit.
Verkehrsdezernent Christian Zuckermann (Grüne) wies während der Veranstaltung auf die Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“ hin und betonte die Fortführung der Strategie „Vision Zero“ durch die hessische Landesregierung. Diese zielt darauf ab, im Straßenverkehr weder Getötete noch schwer Verletzte zuzulassen.
Statistiken und Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit
Im vergangenen Jahr starben bundesweit 2839 Menschen im Straßenverkehr, während 366 557 weitere verletzt wurden. In Hessen beläuft sich die Zahl der Verkehrstoten auf 188 und die der schwer Verletzten auf 25 924. Zuckermann erwähnt, dass kostengünstige Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit durchaus möglich sind. Zudem kündigte er das neue Hessische Verkehrssicherheitskonzept 2035 (HSVK) an, das 57 Maßnahmen zur Steigerung der Verkehrssicherheit umfasst, mit einem besonderen Fokus auf den Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer wie Kinder, Senioren, Fußgänger und Radfahrer.
Erstaunliche 61 % der Unfälle in Hessen passieren innerorts. Währenddessen sind 44 % der Verletzten und 26 % der Getöteten ebenfalls innerorts zu verzeichnen. Zu den häufigsten Unfallursachen gehören Abbiegen, Einbiegen, Kreuzen und Überqueren der Straße; ein Viertel aller Unfälle fällt in diese Kategorien. Mischer fordert daher ein „vorbeugend verhüten“ und verweist auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das beim Erkennen von Gefahren Handeln verlangt. Er plädiert für nachhaltige Lösungen und einen Perspektivwechsel in der Verkehrssicherheit.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) erinnert daran, dass 2004 der „Masterplan Vision Zero“ zur Verbesserung der Verkehrssicherheit veröffentlicht wurde. Diese Initiative hat seitdem an Bedeutung gewonnen, jedoch wurden nur wenige Maßnahmen ergriffen, um die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren. Von 2004 bis heute starben knapp 75.000 Menschen im Straßenverkehr in Deutschland, während etwa 7,8 Millionen Menschen verletzt wurden. Die Zahl der Verletzten hat seit 2010 stagniert, mit rund 365.000 Verletzten im Jahr 2023.
Im Jahr 2022 kamen 2830 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, was etwa 8 täglichen Verkehrstoten entspricht. Der VCD setzt sich für den Schutz aller Verkehrsteilnehmer ein, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer, und fordert unter anderem Tempolimits von 30 km/h innerorts sowie eine gesetzliche Verankerung der Vision Zero im Straßenverkehrsrecht. Darüber hinaus wird eine Petition zur Reduzierung der Größe und des Gewichts neuer Autos initiiert, um die Verkehrssicherheit weiter zu erhöhen.