Im Kampf gegen den anhaltenden Fachkräftemangel im Bäckerhandwerk engagiert sich der Vulkanbäcker Joachim Haas aus Schotten aktiv für die Ausbildung internationaler Fachkräfte. Der Betrieb zählt derzeit 100 Mitarbeiter, darunter Menschen aus verschiedenen Nationen wie der Türkei, Polen, Eritrea und Pakistan. Haas hat erkannt, dass die Integration dieser Mitarbeiter nicht nur dem Unternehmen, sondern auch der Gesellschaft zugutekommt.
Der Personalbedarf im Handwerk ist stark gestiegen. Dabei leidet das Handwerk unter einer signifikanten Fachkräfteknappheit, die durch demografische Entwicklungen und einen Wertewandel in der Gesellschaft bedingt ist. Trotz der Bedeutung des Handwerks für die deutsche Volkswirtschaft, mit 560.400 Unternehmen und etwa 5,4 Millionen Beschäftigten im Jahr 2020, bleibt der Bedarf an qualifizierten Arbeitnehmern konstant hoch. Das Bundesamt für Statistik schätzt, dass 12,1 bis 12,5 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland im Handwerk tätig sind, und es wird prognostiziert, dass bis 2036 12,5 Millionen Erwerbspersonen in den Ruhestand gehen.
Integration durch Ausbildung
In seiner Bäckerei hat Joachim Haas bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken. Er hat eine Agentur in Stuttgart kontaktiert, die junge Menschen aus Marokko vermittelt. Ein Beispiel ist der marokkanische Auszubildende Hicham Zaim, der seit einem Jahr im Betrieb arbeitet und bereits gute Deutschkenntnisse vorweisen kann. Die Ausbildung findet ein- bis zweimal wöchentlich in Gießen statt, was die Integration weiter unterstützt. Am 1. April werden zudem vier weibliche Auszubildende aus Marokko im Betrieb begrüßt.
Die Bereitschaft zur Integration ist für Haas nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Schottener Familien- und Jugendzentrum, das Sprachkurse organisiert, wird die Eingliederung der neuen Mitarbeiter gefördert. Dies macht die Handwerkszukunft für viele Unternehmen spannender, da junge Menschen aus dem Ausland neue Perspektiven und Ideen mitbringen.
Herausforderungen im Handwerk
Die Herausforderungen für das Handwerk sind groß. According to the Deutsche Handwerks Zeitung, zählt jeder dritte Handwerksberuf zu den Engpassberufen, wobei der Mangel in Bereichen wie Bauelektrik und Kfz-Technik am größten ist. Über 80 Prozent der Stellen in diesen Fachrichtungen sind schwer zu besetzen. Ausbildungsplätze im Handwerk bleiben unbesetzt; im Ausbildungsjahr 2023 fanden viele Handwerkschefs für jeden siebten Ausbildungsplatz keinen geeigneten Bewerber.
Zudem erschwert die Meisterpflicht die Selbstständigkeit von Migranten im Handwerk. Studien zeigen, dass der Migrantenanteil unter Gründer*innen ohne Meisterpflicht um bis zu 18 Prozent höher sein könnte. Es ist evident, dass ohne die Beitragsleistung von Migranten, wie in Haas‘ Betrieb, die Anzahl der Auszubildenden im Handwerk 2021 um etwa 50.000 niedriger gewesen wäre.
Die Kombination aus demografischen Herausforderungen und den Anforderungen der neuen Generation gestaltet die Personalfindung im Handwerk zu einer komplexen Aufgabe, die sowohl kurzfristige Lösungen wie die Integration internationaler Fachkräfte erfordert, als auch langfristige Strategien zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der beruflichen Entwicklung.