Die aktuelle Wahlstudie zur Bundestagswahl 2025, die von Politikwissenschaftler*innen der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) erstellt wurde, gibt Einblicke in das Wahlverhalten der LSBTIQ*-Community in Deutschland. Diese dritte Studie dieser Art zeigt die spezifischen Präferenzen und Herausforderungen der Community auf, die durch das Fehlen von repräsentativen Daten zu sexueller Identität und Orientierung in traditionellen Wahlumfragen gekennzeichnet sind. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland zwischen 1,8 und 3 Millionen wahlberechtigte LGBTIQ*-Personen, jedoch sind genaue Zahlen oft unklar, da keine staatlichen Erhebungen dazu vorliegen.Männer.media berichtet von 6.320 Teilnehmer*innen, die für die umfangreichste Studie dieser Art weltweit berücksichtigt wurden.
Die Ergebnisse der Studie zeigen eine klare Präferenz für Bündnis 90/Die Grünen mit 43,5 % der Stimmen, gefolgt von der Linken, die 24,9 % erreicht. Auf dem hinteren Platz befinden sich die SPD mit 7,2 %, CDU/CSU mit 3,3 %, Volt mit 3 %, AfD mit 2,8 % und FDP mit 2 %. Diese Entwicklung ist besonders bemerkenswert, da im Vergleich zur Wahlstudie von 2021 alle Parteien außer der Linken an Rückhalt verloren haben, wobei die SPD den stärksten Rückgang verzeichnet.
Demografische Unterschiede und Wahlverhalten
Ein wichtiger Aspekt der Studie sind die demografischen Unterschiede in der Wählerschaft. Jüngere Wähler*innen unter 30 Jahren tendieren eher zur Linken, während die Grünen bei den 40- bis 49-Jährigen am stärksten sind. Ältere Wähler neigen tendenziell eher zur SPD und CDU/CSU. Regionale Unterschiede sind ebenfalls auffällig: Die Linke hat in Ostdeutschland eine größere Zustimmung, während die Grünen im Westen dominieren.LSVD hebt hervor, dass zudem eine hohe Wähler*innenwanderung an den Tag gelegt wird und Parteien wie die FDP und Grüne die treuesten Wähler*innen verzeichnen.
Die Inhalte der Parteien spielen eine entscheidende Rolle bei der Wahlentscheidung. LSBTIQ*-freundliche Politiken sind besonders wichtig für die Wähler*innen von Linken, Grünen und Volt. Eine große Mehrheit der Befragten, 93,3 %, unterstützt das Selbstbestimmungsgesetz, während Themen wie Bildungspolitik, Gesundheitspolitik und die Bekämpfung von Diskriminierung für viele von zentraler Bedeutung sind. Unterschiede zeigen sich auch in der Wählerschaft: Lesben wählen überwiegend die Grünen und die Linke, während schwule Männer eine höhere Präferenz für die SPD, CDU/CSU, AfD und FDP zeigen. Queere Personen, Bisexuelle und Transpersonen, insbesondere Transmänner, tendieren stark zur Linken.
Gesellschaftliche Themen und Zukunftsausblick
Der gesellschaftliche Kontext ist in der gegenwärtigen Studie von entscheidender Bedeutung. Die Zunahme von Queerfeindlichkeit und Gewalt gegen LGBTIQ* ist alarmierend. Politische Forderungen zur Einschränkung von Rechten machen die Sichtbarkeit und Repräsentation in der Gesellschaft zur zentralen Herausforderung.Lsvd.de erläutert, dass die Studie dazu dient, Vorurteile abzubauen und die angemessene Repräsentation dieser Population in Wissenschaft und Politik zu fördern. Eine hohe Anzahl von Befragten (10,3 %) war zum Zeitpunkt der Befragung noch unentschlossen, was auf eine signifikante Volatilität im Wahlverhalten hinweist.
Der Wunsch nach einer angemessenen rechtlichen Gleichstellung, insbesondere im Adoptionsrecht, wird von Wähler*innen nahezu aller Parteien unterstützt. Während Wähler*innen der Grünen und Linken eine klare Haltung zur Gleichstellung einnehmen, zeigen Wähler*innen der AfD eine kritischere Sichtweise auf LSBTIQ*-Rechte. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Wahlverhalten bis zur eigentlichen Wahl entwickeln wird und wie die Ansprüche der LSBTIQ*-Community in der politischen Arena weiterhin verfolgt werden.