Am 13. Februar 2025 legten mehrere hundert Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Gießen die Arbeit nieder. Der Warnstreik begann an den Hessenhallen und endete mit einer Abschlusskundgebung auf dem Rathausplatz. Organisiert wurde die Demonstration von der Gewerkschaft ver.di, vertreten durch Desiree Becker. Die Hauptaussage der Protestierenden lautete: „Wir halten den Laden am Laufen“.
Die Arbeitgeberseite blieb dabei untätig und legte kein Angebot vor. Dies wurde nicht nur als respektlos empfunden, sondern kritisiert, da die erste Verhandlungsrunde in Potsdam keine Einigung brachte. Gewerkschaftssekretär Julian Drusenbaum stellte fest, dass seit Oktober kein Angebot vorgelegt wurde und ver.di setzt die Warnstreiks fort, um auf die prekäre Situation der Beschäftigten aufmerksam zu machen.
Forderungen der Beschäftigten
Die Forderungen der Arbeitnehmer sind deutlich: Sie fordern eine Gehaltserhöhung von 8% oder mindestens 350 Euro mehr monatlich sowie drei zusätzliche freie Tage. Diese zusätzlichen Freizeitansprüche sollen helfen, der hohen Arbeitsbelastung entgegenzuwirken, die durch einen Personalmangel und eine hohe Inflation von durchschnittlich 4% in den letzten zwei Jahren verstärkt wurde. Desiree Becker äußerte besorgt, dass viele Mitarbeiter am Ende ihrer Kräfte seien und den Beruf verlassen.
Besonderes Augenmerk lag auf dem Jugendvertreter der Stadtwerke Gießen, Serdar, der die Einhaltung der Übernahmeregelungen im Tarifvertrag sowie die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen einforderte. Klaus Zecher, der DGB-Kreisvorsitzende, betonte die zentrale Rolle des Öffentlichen Dienstes für die Demokratien und die Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Zusammenhang und Ausblick
Mit der zweiten Verhandlungsrunde, die am 17. und 18. Februar in Potsdam stattfinden soll, bestehen hohe Erwartungen an ein angemessenes Angebot von Seiten der Arbeitgeber. Die Gewerkschaften erwarten nicht nur souveräne Tarifverhandlungen, sondern auch eine Berücksichtigung der angewachsenen Lebenshaltungskosten. Die aktuelle finanzielle Lage der Kommunen ist angespannt, mit einem Schuldenstand von 160 Milliarden Euro und einem besorgniserregenden Mangel an Personal im öffentlichen Dienst.
Zusammen mit dem Druck, der durch die hohe Arbeitsbelastung entsteht, droht ein Kollaps des öffentlichen Sektors, bereits jetzt sind rund 500.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt. Vor diesem Hintergrund stehen die Tarifverhandlungen unter dem Druck der realen Bedürfnisse der Beschäftigten und der finanziellen Situation der Kommunen. Die Ergebnisse der Verhandlungen sollen zudem auf Beamte, Richter, Soldaten sowie Versorgungsempfänger übertragen werden.
Während die Beschäftigten in Gießen um ihre Anliegen kämpfen, bleibt die Aufmerksamkeit auf die bevorstehenden Verhandlungsrunden gerichtet, in der Hoffnung auf Fortschritte und Lösungsvorschläge für die drängenden Probleme im öffentlichen Dienst. Weitere Demonstrationen und Aktionsformen sind nicht auszuschließen, sollte es nicht zu einer Einigung kommen.
Für mehr Informationen zu den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst, verweisen wir auf ver.di und Gießener Anzeiger. Weitere Hintergrundinformationen finden Sie auch bei Öffentlicher Dienst News.