Die Stadtwerke Bad Nauheim stehen vor einer bedeutenden Transformation, die durch eine Kombination aus Bürgerbeteiligung und gezielten Investitionen geprägt ist. Im Jahr 2028 planen die Stadtwerke, vier Millionen Euro an die Stadt auszuschütten. Diese Entwicklung folgt auf herausfordernde Zeiten, insbesondere die „existenzielle Krise“ der Stadtwerke, die Bürgermeister Klaus Kreß im Sommer 2022 thematisierte. Geschäftsführer Dr. Thorsten Reichel betont jedoch, dass sich die Lage mittlerweile verbessert hat und die Stadtwerke durch außerordentliche Erträge, insbesondere aus dem Verkauf des Breitbandnetzes, finanziell auf besserem Kurs sind. Das Netz wurde an den größeren Anbieter YplaY verkauft, da extensive Investitionen nötig gewesen wären, die die Stadtwerke nicht stemmen konnten.
Ein zentrales Projekt der Stadtwerke ist die Umstellung des Stadtbusses auf erneuerbare Energien. Ab dem 28. Januar werden neue E-Busse am Aliceplatz eingeweiht. Der Stadtbus, der zuvor 170.000 Liter Diesel jährlich verbrauchte, wird nun mit grünem Strom betrieben. Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren Engagements der Stadtwerke für erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität. Beispielsweise findet die Photovoltaikanlage Wilhelminenhof in Bad Nauheim großen Anklang, da die Bürger aktiv in das Projekt eingebunden sind.
Bürgerbeteiligung als Schlüssel
Im Rahmen eines umfassenden Quartiersentwicklungskonzepts wird das „Griesbreiviertel“ in Bad Nauheim mit Fokus auf die Transformation von Gas- zu alternativer Wärmeversorgung umstrukturiert. Die Finanzierung dieser umfassenden Maßnahmen könnte durch Kredite und Bürgerbeteiligung erfolgen. Die Stadtwerke streben an, die Einwohner von der Notwendigkeit und den Vorteilen dieser Klimaschutzprojekte zu überzeugen. Dr. Reichel hat noch keinen genauen Zeitpunkt für den Beginn dieser Projekte genannt, versichert jedoch, dass es nicht lange dauern wird.
Dr. Reichel hebt weiterhin die Herausforderungen hervor, die durch die steigenden Energiepreise und die Abhängigkeit von Gasimporten entstanden sind. Die Stadtwerke Bad Nauheim bereiten sich auf eine mögliche physische Gasmangellage vor. Ab November 2025 kommen auf die Verbraucher in Bad Nauheim erhöhte Gaspreise zu, während die Strompreise erst im kommenden Jahr angepasst werden. Ein Beispielhaushalt mit drei Personen könnte von den Änderungen monatliche Mehrkosten von knapp 130 Euro erwarten, was die Haushalte unter Druck setzt.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz dieser Widrigkeiten zeigt die Stadtwerke Bad Nauheim eine proaktive Haltung. So erhöhen sie die monatlichen Abschlagszahlungen, um ihre Kunden vor hohen Nachzahlungen zu schützen. Im Kundencenter gibt es eine hohe Nachfrage nach Beratungen, und das Personal wird aufgestockt, um den steigenden Bedarf zu decken. Dr. Reichel empfiehlt zudem, individuelle Energiesparmaßnahmen zu ergreifen und energieeffizienter zu handeln.
Ein zentraler Aspekt für den Erfolg dieser Projekte ist die aktive Unterstützung und Beteiligung der Bevölkerung. Studien und Initiativen, wie die von der Heinrich-Böll-Stiftung dargestellten Ansätze zur Steigerung der Akzeptanz der Energiewende, belegen, dass partizipative Modelle in der Planung und Durchführung von Projekten entscheidend sind. Die Einbindung der Bürger in lokale Energieprojekte trägt nicht nur zur gesellschaftlichen Akzeptanz bei, sondern fördert auch lokale Wertschöpfungseffekte und sichert den Verbleib von Gewinn in der Gemeinde. Die Unterstützung der Kommunen in ihrer Rolle als Gestalter ist dabei unerlässlich, um die notwendigen Veränderungen voranzutreiben.
Mit der klaren Ausrichtung auf klimaneutrale Ziele, die bis 2045 erreicht werden sollen, und einer nachhaltigen Energieversorgung ist Bad Nauheim auf einem Weg, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen birgt. Die kommenden Jahre werden zeigen, inwieweit die Stadtwerke diese Potenziale ausschöpfen können.