In Bad Nauheim fand am 10. Februar 2025 eine szenische Lesung statt, die die gesellschaftlichen Herausforderungen und den aktuellen Rechtsruck in Deutschland thematisierte. Die Veranstaltung, die um 06:00 Uhr in der Trinkkuranlage begann, wurde vom Theater Alte Feuerwache Bad Nauheim und dem Helden-Theater Friedberg inszeniert. Im Mittelpunkt stand das bedenkliche Thema der sogenannten „Remigration“, welches sich aus den Ergebnissen eines geheimen Treffens extrem rechter Gruppen im November 2023 in Potsdam entfaltet hat, wie die fnp.de berichtet.
Über 200 Personen waren zugegen, um den Worten der Redner zu lauschen. Der erste Redner, Hermann Römer von der Steuerungsgruppe „Demokratie schützen – Bad Nauheim“, kritisierte vehement die völkische Ideologie und hob die Relevanz der Migranten in mehreren sozialen Bereichen, wie Kitas und Pflege, hervor. Römer setzte sich entschieden gegen den Begriff „ethnokulturelle Identität“ zur Wehr und erhielt bei seiner Ansprache regen Applaus von den Anwesenden.
Politische Dimensionen
Roger Beckamp, Bundestagsabgeordneter der AfD, lieferte eine kontroverse Perspektive. Er sprach von einer „Kontinuität“ in der gesellschaftlichen Debatte bezüglich Migranten und thematisierte eine private Abschiebe-Industrie. Seine Vorschläge, DNA-Analysen sowie Sprachanalysen zur Herkunftsbestimmung von Flüchtlingen einzuführen, sorgten für gespaltene Reaktionen im Publikum. Die präsentierten Ideen knüpfen an die Diskussionen über Zwangsausweisungen an, die während des geheimen Treffens, an dem auch AfD-Politiker und Mitglieder der Werteunion (CDU) teilnahmen, diskutiert wurden.
Die gesellschaftlichen Spannungen, die durch solche Äußerungen provoziert werden, sind angesichts der Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Herbst 2024, wo über 30 Prozent der Stimmen an die AfD gingen, besorgniserregend. Laut deutschlandfunkkultur.de befürchten viele Migranten die Zunahme von Diskriminierung und denken ernsthaft über eine Auswanderung nach, insbesondere in den östlichen Bundesländern.
Wachsende Ängste und mögliche Konsequenzen
Die Ängste unter Migranten in Deutschland verstärken sich. Berichte von Personen wie Ali, einem syrischen Journalisten, zeigen das Gefühl der Unwillkommenheit. Tareq Alaows von Pro Asyl spricht von „großer Panik“ unter syrischen Flüchtlingen hinsichtlich möglicher Abschiebungen. Diese Unsicherheiten werden auch durch eine erhöhte Debatte über Grenzschließungen und Abschiebungen nach den Attentaten in Magdeburg und Aschaffenburg weiter angeheizt.
Soziologen warnen vor einem möglichen Braindrain, da immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte darüber nachdenken, Deutschland zu verlassen. Laut dem IAB benötigt Deutschland jährlich eine Nettozuwanderung von 400.000 Menschen, um das Erwerbspersonenpotenzial stabil zu halten. Diese Situation wird durch politische Faktoren beeinflusst, die die Attraktivität Deutschlands für internationale Fachkräfte erheblich mindern.
In dieser angespannten Lage fordern Aktivisten und Migrantenorganisationen mehr Sichtbarkeit und Mitspracherecht in der Gesellschaft. Sie appellieren an die Zivilgesellschaft, Kirchen und Gewerkschaften, sich gegen die gesellschaftliche Spaltung zu positionieren und aktiv für ein gemeinsames, respektvolles Miteinander zu kämpfen. Die Debatte um Migration und deren Tonlage muss sich ändern, um Vorurteile abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, wie auch die WDR betont. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Integrationslandschaft in Deutschland entwickeln wird.