Ärzte in Deutschland, insbesondere in Hessen, schlagen Alarm: eine besorgniserregende Zunahme an Lungenentzündungen wird beobachtet, die in vielen Fällen auf bakterielle Erreger wie Mykoplasmen und Chlamydien zurückzuführen sind. Diese Krankheitserreger haben das Potenzial, schwerwiegende Atemwegsinfekte hervorzurufen, die bis zu einer Lungenentzündung führen können. Dr. Martin Ebel, ein Allgemeinmediziner aus Bad Hersfeld, hebt hervor, dass die Hartnäckigkeit dieser Bakterien eine besondere Herausforderung darstellt. „Es gibt nur eine begrenzte Auswahl an Antibiotika zur Behandlung“, warnt Ebel.
Obwohl derzeit kein Engpass bei den benötigten Medikamenten besteht, sind viele Infizierte oft spät daran, sich ernsthaft mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. Lang anhaltende Symptome wie anhaltender Husten werden häufig nicht ärztlich abgeklärt und schwere Erkältungserkrankungen sollten dringend ernstgenommen werden. Dr. Ebel beobachtet, dass die Zahl der Lungenentzündungen in seiner Praxis in diesem Winterquartal auf 40 bis 50 Fälle gestiegen ist, was eine Verdopplung im Vergleich zu den Vorjahren darstellt.
Risikofaktoren und Übertragungswege
Mykoplasmen sind spezielle Bakterien, die sich durch das Fehlen einer Zellwand auszeichnen und damit gegen viele gängige Antibiotika wie Penicillin resistent sind. Dieser besondere Aspekt macht die Behandlung von Infektionen mit Mycoplasma pneumoniae komplex. Dieser Erreger ist zentral in der Diskussion um Atemwegserkrankungen, da er verantwortlich für 15 bis 20 Prozent der Fälle von community-acquired pneumonia, besonders bei Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren, ist. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Husten und Niesen (Tröpfcheninfektion), wodurch sich die Bakterien schnell verbreiten, besonders in engen Gemeinschaften wie Schulen und Kasernen.
Die Symptome ähneln zunächst normalen Erkältungsbeschwerden, was oft zu einer späten Diagnose führt. Schnelle Erkennung ist entscheidend, da erkrankte Personen, die sich vermeintlich leicht fühlen, dennoch ernsthafte Entzündungen aufweisen können, die auf Röntgenbildern sichtbar werden. Dr. Ebel versucht, Krankenhäuser durch ambulante Behandlungen zu entlasten, sieht jedoch eine wachsende Anzahl schwerer Fälle, die stationär behandelt werden müssen, insbesondere im Dezember, als 15 bis 20 Patienten gleichzeitig im Krankenhaus waren.
Langfristige Auswirkungen der Corona-Pandemie
Die ansteigende Zahl der Infektionen wird zum Teil als Nachwirkung der Corona-Pandemie gedeutet. Dr. Ebel vermutet, dass insbesondere die soziale Isolation während der Pandemie die Immunabwehr vieler Menschen geschwächt hat. Durch die abgeschotteten Lebensbedingungen während der Pandemie kam es zu einem Rückgang der Mykoplasmen-Infektionen, was allerdings auch die Herdenimmunität beeinträchtigte. Ein weiteres Beispiel für diesen Trend ist Sachsen, wo die Zahl der Mykoplasmen-Infektionen von 1.238 Fällen im Jahr 2018 auf über 12.000 Fälle bis Mitte September 2024 angestiegen ist, was eine Verzehnfachung im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie darstellt.
Zur Stärkung des Immunsystems empfiehlt Dr. Ebel einfache, aber wirksame Maßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Abstandhalten und das Tragen von Masken. Der Arzt hebt auch die Bedeutung von frischer Luft, Sport im Freien, gesunder Ernährung sowie der Zufuhr von Vitamin C hervor. Es bleibt eine Herausforderung für die medizinischen Fachkräfte, die Verbreitung dieser hartnäckigen Erreger zu kontrollieren und die Bevölkerung zu sensibilisieren.