Irmgard Braun-Lübcke, die Witwe des im Juni 2019 ermordeten Politikers Walter Lübcke, hat die Äußerungen von Friedrich Merz, dem designierten Bundeskanzler, scharf kritisiert. Diese Kommentare, die Merz in München im Zusammenhang mit dem Mord an ihrem Mann äußerte, haben Braun-Lübcke und ihre Familie „sehr befremdet“. Insbesondere stellte sie die Frage, wo die „Antifa und andere Protestierende“ waren, als Lübcke Opfer eines rechtsextremen Anschlags wurde. Laut Braun-Lübcke erlebte die Gesellschaft nach dem Mord ein starkes Bekenntnis zur Demokratie sowie zu Werten wie Freiheit und Menschlichkeit, und zehntausende Menschen gingen daraufhin in Städten wie Wolfhagen und Kassel auf die Straße, um gegen Gewalt, Hass und Hetze zu demonstrieren.
Die Bemerkungen von Merz, die von vielen als unangemessen und unangebracht betrachtet werden, stießen nicht nur auf Kritik von Braun-Lübcke, sondern auch von verschiedenen politischen Akteuren und Organisationen in Hessen. Maxmilian Bathon und Michael Aufenanger, die CDU-Vorsitzenden von Kassel-Stadt und Kassel-Land, äußerten sich solidarisch mit der Witwe und betonten die Bedeutung der Reaktionen der Zivilgesellschaft nach dem Tod von Walter Lübcke. Sie hoben das Dr.-Walter-Lübcke-Haus als ein Zeichen der Erinnerung und der Verantwortung hervor.
Öffentliche Reaktionen und politische Kritik
Die Reaktionen auf Merz‘ Äußerungen haben auch innerhalb der CDU und der Zivilgesellschaft Wellen geschlagen. Michael Sasse von der Demokratie-Initiative „Offen für Vielfalt“ forderte Merz auf, sich für seine unbedachten Kommentare zu entschuldigen und den Dialog mit Braun-Lübcke zu suchen. Der ehemalige Minister Peter Altmaier spricht sich ebenfalls für ein Gespräch mit der Witwe aus, während Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller und SPD-Minister Timon Gremmels von Merz eine Entschuldigung fordern.
Demonstrationen gegen rechte Gewalt und für eine weltoffene Gesellschaft fanden nach Walter Lübckes Mord, der von Stephan Ernst verübt wurde, statt. Ernst wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Lübcke war bekannt für sein Eintreten für Flüchtlinge und Zivilcourage, was ihm nicht nur Anerkennung, sondern auch Morddrohungen einbrachte.
Zusätzlich haben sich zahlreiche Stimmen in den sozialen Medien gehäuft, darunter auch prominente Politiker wie Ricarda Lang und Gilda Sahebi, die Braun-Lübckes Kritik an Merz teilen. Die Walter-Lübcke-Schule in Wolfhagen hat sich ebenfalls hinter die Familie Lübcke gestellt und ihre Haltung unterstützt.
Merz hat sich über einen Sprecher bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert, und auch andere führende CDU-Politiker in Hessen haben sich zu diesem Thema bislang zurückhaltend gezeigt.
Die Auseinandersetzung um Merz‘ Kommentare zeigt, wie tief die Wunden nach Lübckes Ermordung noch sind und wie wichtig der gesellschaftliche Zusammenhalt im Angesicht von Gewalt und Hass bleibt.