Tobias und Elzbieta Klenke haben ihren landwirtschaftlichen Betrieb in Bad Sooden-Allendorf auf Nebenerwerb umgestellt. Nachdem sie über zwei Jahrzehnte lang in der Region Spargel und Erdbeeren anbauten, darunter seit 2016 im biologischen Anbau, sind sie gezwungen, radikale Veränderungen vorzunehmen. Der Trend in der Region zeigt, dass der Werra-Meißner-Kreis von 2009 bis 2024 um 131 landwirtschaftliche Betriebe weniger zählt, was einem signifikanten Rückgang von 14 Prozent entspricht. In den letzten 15 Jahren verringerte sich die Zahl der Haupterwerbsbetriebe um ein Fünftel, was einen besorgniserregenden Trend in der deutschen Landwirtschaft verdeutlicht.
Die Entscheidung der Klenkes zur Umstellung auf Nebenerwerb ist durch verschiedene Faktoren begründet. Das gestiegene Maß an Bürokratie und die damit hereinströmenden bürokratischen Auflagen haben die Arbeitsbelastung erhöht. Zudem führte eine Änderung im Sozialversicherungsrecht für Saisonarbeitskräfte zu einem Anstieg der Kosten, der die Rentabilität ihres Betriebs gefährdete. Während sie zeitweise bis zu zwölf Saisonarbeiter beschäftigten, sind es mittlerweile nur noch vier. Diese Veränderungen im Rahmen der Arbeitskräftebewertung führen dazu, dass die Lohnkosten sprunghaft angestiegen sind.
Berufliche Neuorientierung
Die Klenkes haben ihre berufliche Ausrichtung verändert. Tobias Klenke ist nun als technischer Angestellter an der Universität Kassel tätig, während Elzbieta Klenke als Schulassistentin beim Sozialunternehmen WEADI arbeitet. Trotz der Umstellung bewirtschaften sie ihre Flächen weiterhin, allerdings hauptsächlich mit Getreide und Ackerbohnen anstatt der früheren Sonderkulturen.
„Wir hoffen auf mehr Sensibilität bei Mandatsträgern für die Herausforderungen der Landwirtschaft“, betonen die Klenkes. Ihre Erfahrungen spiegeln die aktuelle Lage wider, vor der viele Familienbetriebe in der Region stehen. Eine wachsende Zahl von Betrieben ist gezwungen, ihre Anbauflächen umzustellen, was nicht nur ökonomische, sondern auch soziale Auswirkungen hat.
Einblick in die landwirtschaftliche Arbeit in Deutschland
Im Jahr 2023 waren in Deutschland insgesamt 875.900 Personen in der Landwirtschaft tätig, wichtiger Bestandteil der Agrarwirtschaft sind die Tätigkeiten im Feld, Stall und der Verwaltung. Mit einer Arbeitsleistung von 457.200 Arbeitskräfteeinheiten (AK-E) ergab sich ein Durchschnittsbesatz von 2,8 AK-E je 100 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Diese Maßzahl zeigt die Effizienz und den Personaleinsatz der Betriebe an, wobei regionale Unterschiede deutlich werden.
- Mecklenburg-Vorpommern: 1,1 AK-E je 100 Hektar
- Sachsen-Anhalt: 1,2 AK-E je 100 Hektar
- Brandenburg: 1,5 AK-E je 100 Hektar
- Nordrhein-Westfalen: 3,9 AK-E je 100 Hektar
- Hamburg: 12,5 AK-E je 100 Hektar
- Baden-Württemberg: 4,1 AK-E je 100 Hektar
- Bayern: 3,7 AK-E je 100 Hektar
Diese Zahlen verdeutlichen, dass Regionen mit Tierhaltung tendenziell höhere Arbeitskräftebesätze aufweisen. Im Gegensatz dazu liegt der Fokus im Osten Deutschlands stärker auf dem Ackerbau, der oft durch große Flächen und leistungsstarke Maschinen dominiert wird, während im Süden arbeitsintensive Sonderkulturen wie Gemüse, Obst und Wein die Landschaft prägen.
Die Herausforderungen, vor denen landwirtschaftliche Familienbetriebe stehen, sind vielfältig. Die Klenkes sind nur ein Beispiel für den Wandel, der die Branche erfasst hat. Ihre Erfahrungen und die Statistiken aus der Region sind Indikatoren für die notwendige Sensibilisierung der politischen Entscheidungsträger für die Belange der Landwirtschaft.