Andrea Rach ist eine Frau, die seit eineinhalb Jahren mit den Folgen von Long Covid lebt. Ihre Symptome sind vielfältig und belasten ihren Alltag erheblich. Statt einem normalen Leben führt sie eine eingeschränkte Existenz, geprägt von Muskelschmerzen, Wortfindungsstörungen und ständiger Erschöpfung. Sie muss ihren Puls unter 100 halten und verlässt das Haus nur selten. Selbst einfache Aktivitäten wie Stricken, Musikhören oder Fernsehen stellen eine Herausforderung dar. Andrea erhielt im Oktober 2023 trotz vierfacher Impfung ihre erste Corona-Infektion, die sie als stärkere Grippe empfand. Nach zehn Tagen kehrte sie an ihren Arbeitsplatz zurück, wo sie als Assistentin im Einkaufsbereich tätig ist. Wenige Zeit später traten jedoch Konzentrationsschwierigkeiten und Schwindel auf, sodass sie nicht mehr in der Lage war, dort zu arbeiten.
Die Rückkehr ins Berufsleben war mit existenziellen Ängsten verbunden. Andrea verbringt viel Zeit zu Hause und ernährt sich zeitweise von Konserven, weil der Einkauf zu anstrengend ist. Auf ihrer Suche nach Hilfe durchläuft sie eine Ärzte-Odyssee. Lange Wartezeiten und das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, verstärken ihren Stress und Frustration. Eine Diagnose lässt lange auf sich warten. Ende 2024 war eine Reha für sie wenig hilfreich, da sie als voll leistungsfähig entlassen wurde. Im Januar 2025 erhielt sie schließlich eine Diagnose in der Long-Covid-Ambulanz in Göttingen, wo sie zum ersten Mal das Gefühl hatte, wirklich verstanden zu werden.
Die Realität von Long Covid
Long Covid, das bei etwa 10% der Menschen nach einer Corona-Infektion auftritt, bringt körperliche und psychische Beeinträchtigungen mit sich, die oft über vier Wochen hinweg andauern. Zu den häufigsten Symptomen zählen chronische Müdigkeit, Kurzatmigkeit sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Viele Betroffene, wie Andrea, erleben eine Reihe von über 200 möglichen Symptomen, die das Leben erheblich beeinträchtigen. Frauen sind hierbei signifikant häufiger betroffen, während auch Kinder und Jugendliche nicht verschont bleiben. Eine vollständige Corona-Schutzimpfung sollte idealerweise auch eine Boosterimpfung enthalten, um den bestmöglichen Schutz gegen Long Covid zu bieten. Doch die Ursachen der Erkrankung sind noch unklar und reichen von Virusvermehrung im Darm bis hin zu entzündlich-immunologischen Reaktionen im Körper.
Die Diagnose erfolgt nicht direkt, da es keine spezifischen Messwerte gibt. Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass die Symptome länger als vier Wochen bestehen oder innerhalb von 4-12 Wochen nach einer Infektion auftreten. Als Therapie werden Ruhe, Entspannung und das Meiden von Stress sowie gezielte Pacing-Strategien, wie Yoga oder autogenes Training, empfohlen. Unterstützung bieten Post-Covid-Sprechstunden, Rehabilitationskliniken oder Selbsthilfegruppen. Andrea hat sich in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Betroffenen vernetzt. Dort lernt sie, ihre Kräfte besser einzuteilen und dokumentiert ihre Aktivitäten.
Herausforderungen und Ausblick
Obwohl Andrea mit vielen emotionalen Herausforderungen konfrontiert ist, wie dem Beantragen eines Duschsitzes, behält sie ihren Humor und kämpft gegen die Widrigkeiten an. Sie wünscht sich mehr Verständnis und Akzeptanz für Long Covid in der Gesellschaft. Ihr Arbeitgeber zeigt viel Verständnis für ihre Situation, ein Lichtblick in ihrer herausfordernden Lage. Die Prognose für Betroffene ist oft ungewiss; viele kehren nach mehreren Monaten in ihr altes Leben zurück, während andere weiterhin mit den Auswirkungen zu kämpfen haben. Auch Andrea hofft, eines Tages ihre Lebensqualität zurückzugewinnen und strebt danach, ihre Herausforderungen mehr und mehr zu bewältigen.
Für weitere Informationen über Long Covid und mögliche Unterstützungsangebote kann auf die Webseite der Techniker Krankenkasse und die Seite der IKK classic verwiesen werden.