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Mittwoch, 12. März 2025

Notrufe wegen milchiger Flüssigkeit im Rhein – Feuerwehr im Einsatz!

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Girls’Day 2025 im Rhein-Hunsrück-Kreis am 3. April: Mädchen entdecken technische Berufe und Bewerbungsmöglichkeiten.

Kriminalität in Hagen: Rückgang der Straftaten und steigende Aufklärungsquote!

Kriminalstatistik Hagen 2024: Rückgang der Straftaten, hohe Aufklärungsquote und anhaltende Herausforderungen im Jugendbereich.

Lucius Burckhardt: Der Visionär, der unsere Städte verändern wollte

Lucius Burckhardt (1925–2003) zählt zu den einflussreichsten Architektur- und Planungskritikern der Schweiz. Sein vielseitiges Schaffen als Forscher, Aktivist, Aquarellist und Cartoonist machte ihn zu einer herausragenden Persönlichkeit im gesellschaftlichen Diskurs über Raum und urbanes Leben. Burckhardt wird als einer der kreativsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts in der Schweiz angesehen und hinterließ ein bleibendes Erbe in der Architektur- und Stadtplanung. Die NZZ beschreibt seine Ansichten als eine Mischung aus konservativen und nonkonformistischen Idealen, die durch kritisch reflektierte Ansätze im Bauwesen geprägt sind.

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Seine Initialzündung als Bürgeraktivist bekam Burckhardt 1949, als er gegen den Bau einer Entlastungsstraße in Basel protestierte. Dieser Plan hätte mehr als 120 mittelalterliche Häuser bedroht. Burckhardt war Mitbegründer der ersten grünen Partei in Basel und schätzte den Einfluss kleiner, gesellschaftlich reflektierender Schritte beim Bauen über groß angelegte Lösungen. Seine Kritik zielte oft auf die Kurzsichtigkeit der Planungsansätze und die blinde Euphorie des Wachstums. Diese Themen zogen sich durch seine Publikationen und Interventionen, die einen spielerischen Charakter ausgelastet hatten, wie etwa der „Fussmarsch mit Windschutzscheibe“ und „Das Zebra streifen“.

Die Spaziergangswissenschaft und ihre Grundlagen

Burckhardt prägte die Disziplin der Spaziergangswissenschaft, auch bekannt als Promenadologie, in den 1980er Jahren. Diese einzigartige Wissenschaft befasst sich mit dem bewussten Wahrnehmen der Umwelt beim Spazierengehen und kombiniert Aspekte der Soziologie und des Urbanismus. Der einzige Lehrstuhl für Spaziergangswissenschaften in Deutschland befindet sich an der Universität Kassel und wird von Martin Schmitz geleitet. Diese Disziplin ermöglicht es, städtische Räume neu zu erleben und bietet Ansätze, wie Gestaltung und Wahrnehmung miteinander verknüpft werden können. Die Website von Habito erläutert, dass der Spaziergang seit der Antike als therapeutisches und inspirierendes Mittel gilt.

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Gerade bei den griechischen Peripatetiker fand man die Überzeugung, dass die besten Ideen beim Gehen entstehen. Besonders seit dem 18. Jahrhundert wurde der Spaziergang auch unter Bürgerlichen populär. Burckhardt verstand die sozialen Dimensionen des Gehens und erkannte die subversive Kraft, die das bewusste Spazieren birgt. Studien, wie eine von Virginia Sturm und ihrem Team an der University of California, belegen zudem, dass aktives Gehen das Glück steigert. Die Spaziergangswissenschaft ist folglich nicht nur ein akademisches Konzept, sondern hat auch eine praktische Relevanz für das individuelle Wohlbefinden.

Ein vielfältiges Erbe

Burckhardt war nicht nur ein Kritiker des Urbanismus, sondern auch ein Vordenker, dessen Ansätze in seiner Zeit oft als unbequem wahrgenommen wurden. Seine Überlegungen zur städtebaulichen Utopie und der kritischen Analyse urbaner Entscheidungssysteme belegen, dass er die sozialen Wahrnehmungen von Städten in den Mittelpunkt seines Schaffens stellte. Seine in den 1970er Jahren aufgestellten Theorien über städtebauliche Utopien und die Hindernisse für deren Verwirklichung stehen in starkem Kontrast zur Praxis vieler Architekten seiner Zeit. Burckhardt argumentierte, dass die Gründe für das Scheitern vieler Projekte auf soziologischer, nicht technischer Natur sind. Diese Sichtweise verdeutlicht die Notwendigkeit einer Theorie der sozialen Realität in der Stadtplanung, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen.

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In seinen späteren Jahren erlebte Burckhardt ein Revival: Mehrere Publikationen und Ausstellungen zu seinem Leben und Werk wurden organisiert. Eine bedeutende Ausstellung anlässlich seines 100. Geburtstags läuft bis zum 13. August dieses Jahres in der Universitätsbibliothek Basel und bietet einen umfassenden Einblick in sein Denken und Schaffen. Burckhardt verstand sich selbst als spielerischen Künstler und betonte die Rolle der Kunst bei der Vermittlung bestimmter Perspektiven. Sein Vermächtnis ist heute vielschichtig und inspirierend für neue Generationen von Denkern, Planern und Aktivisten.

Weitere Informationen, Referenzen & Quellen:

https://www.nzz.ch/feuilleton/lucius-burckhardt-hat-als-architekturkritiker-die-schweiz-mitgestaltet-ld.1873874
https://habito.de/promenadologie-lucius-burckhardt-spaziergangswissenschaft/

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