Am 13. Januar 2025 übergab Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius die erste Radhaubitze RCH 155 an den ukrainischen Botschafter Oleksij Makejew im Kasseler Werk von Krauss-Maffei Wegmann. Die Übergabe dieser neuartigen Waffe stellt einen bedeutenden Schritt in der militärischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Ukraine dar, da die RCH 155 die erste ihrer Art ist, die in die Streitkräfte eines Landes integriert wird. Deutschland hat insgesamt 54 dieser modernen Radhaubitzen für die Ukraine bestellt.
Die RCH 155, die auf acht Rädern fährt und eine Geschwindigkeit von über 100 km/h auf der Straße erreicht, bringt entscheidende Vorteile auf das Schlachtfeld. Ihre Fähigkeit, während der Bewegung zu feuern, ermöglicht es den Truppen, die „shoot-and-scoot“-Taktik effizient zu nutzen. Mit einer Feuerkraft, die bis zu neun Schüsse pro Minute und eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern mit standardmäßiger NATO-Munition bietet, repräsentiert sie einen technologischen Fortschritt in der Artillerie.
Produktion und Training
Die Serienproduktion der RCH 155 begann nach einer umfangreichen Bestellung für die Ukraine Anfang 2023. Aufgrund der begrenzten Produktionskapazitäten beim Rüstungsunternehmen KNDS ist jedoch mit Verzögerungen zu rechnen. Die ersten sechs Exemplare werden voraussichtlich erst Ende 2025 in der Ukraine eintreffen. Vor der Auslieferung erhalten ukrainische Soldaten in Deutschland eine umfassende Ausbildung, um sich mit dem neuen Waffensystem vertraut zu machen.
Die RCH 155 hat eine technische Länge von 10,40 m, eine Breite von 2,99 m und eine Höhe von 3,60 m. Mit einem Gewicht von 39,0 Tonnen und einer Hauptwaffe, der 155 mm/L52 Kanone, wird sie als ferngesteuerte Haubitze eingesetzt, was die Sicherheit des Bedienpersonals erheblich erhöht. Im Vergleich zur Panzerhaubitze 2000 benötigt die RCH 155 nur zwei Personen zur Bedienung, was die Effizienz im Einsatz steigert.
NATO und die Rüstungsindustrie
Die Bedeutung solcher modernen Waffensysteme wird vor dem Hintergrund einer verstärkten Zusammenarbeit der NATO mit der Rüstungsindustrie deutlich. Um den Herausforderungen im Verteidigungssektor zu begegnen, wird eine hohe Integration neuer Technologien gefordert. Dies umfasst unter anderem den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Sicherung der Lieferketten. Der Defence Production Action Plan (DPAP) 2023 soll die Produktion wesentlicher militärischer Güter beschleunigen.
Darüber hinaus hat die NATO seit der russischen Vollinvasion in die Ukraine ihre Unterstützung erheblich ausgeweitet. Diese Unterstützung umfasst militärische Hilfe sowie Maßnahmen zur Stärkung der Rüstungsindustrie der Mitgliedstaaten. Die Entwicklung und Auslieferung der RCH 155 ist Teil eines umfassenden Strategiekonzepts, das darauf abzielt, die militärischen Fähigkeiten der Mitgliedstaaten zu verbessern und die Ukraine in ihrem Widerstand zu unterstützen.